Ärzteschaft

Reinhardt dringt auf Sofortpaket für das Gesundheitswesen

  • Freitag, 3. Januar 2025
Klaus Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbunds und Präsident der Bundesärztekammer /Hartmannbund, Florian Schuh
Klaus Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbunds und Präsident der Bundesärztekammer /Hartmannbund, Florian Schuh

Berlin – Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, hat die künftige Bundesregierung aufge­rufen, ein Sofortpaket für das Gesundheitswesen zu schnüren.

Dringend nötig sei die von der Ampelkoalition geplante, aber nun nicht mehr umgesetzte Abschaffung der Hono­rarobergrenze für Hausärzte, aber perspektivisch auch für Fachärztinnen und Fachärzte, sagte er dem Redak­tions­netzwerk Deutschland. Das würde einen Anreiz zur Niederlassung schaffen, schließlich seien derzeit rund 5.000 Hausarztsitze unbesetzt.

Reinhardt sprach sich zudem für Konzepte aus, damit Ärzte im Ruhestand weiter arbeiten. „Auch in der Ärzte­schaft rollt die Ruhestandswelle der Babyboomer an“, sagte er. Heute sei fast jeder vierte berufstätige Arzt 60 Jahre oder älter. Reinhardt mahnte konkret größere Spielräume für Praxen an, Ärzte im Ruhestandsalter in Teilzeit zu beschäftigen.

Ältere Ärztinnen und Ärzte wollten in der Regel keine wirtschaftliche Verantwortung für eine eigene Praxis mehr übernehmen, begründete Reinhardt. Zusätzlich seien finanzielle Anreize erforderlich, entweder eine Befreiung von der Sozial­versicherungspflicht oder steuerliche Vorteile.

Der BÄK-Präsident drängt außerdem auf ein rasches Eingreifen der Politik, um die Übernahme von Praxen durch Finanzinvestoren zu regulieren. „Nötig sind klare Regeln, die verhindern, dass Rosinenpickerei betrieben wird“, forderte er.

„Es darf nicht sein, dass nur noch die finanziell lukrativen Operationen angeboten werden, aber die Versicherten niemanden mehr für andere wichtige Diagnostiken und Therapien finden.“ Für die Versorgung sollte deshalb prinzipiell nur zugelassen werden, wer das gesamte Spektrum seines Faches anbietet.

Mit Blick auf die steigenden Kosten im Gesundheitswesen sprach sich der Chef der Bundesärztekammer für einen höheren Krankenkassenbeitrag oder eine Praxisgebühr für Patienten aus, die weiterhin die völlig freie Arztwahl in Anspruch nehmen wollen.

Künftig sollten sich die Patienten bei einer Hausarztpraxis einschreiben, die dann die Koordinierung der Wei­ter­behandlung übernehme, also auch Überweisungen zu Fachärzten. Bei bestimmten chronischen Erkrankungen könne die Koordination der Behandlung auch ein Facharzt oder eine Fachärztin übernehmen.

Damit das Modell genutzt werde, seien finanzielle Anreize nötig, „zum Beispiel über einen günstigeren Kranken­kassenbeitrag für diejenigen, die sich in so ein Modell einschreiben“, betonte Reinhardt. Wer weiterhin den ungesteuerten Zugang zum Gesundheitswesen haben wolle, zahle dann auch etwas mehr. Denn er verursache auch höhere Kosten.

kna

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