Medizin

Rekonvaleszenten­plasma soll bei schweren COVID-19-Verläufen helfen

  • Mittwoch, 8. April 2020
/Fly_dragonfly, stock.adobe.com
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Erlangen - Am Universitätsklinikum Erlangen sollen bald COVID-19-Patienten mit dem Blutplasma genesener Patienten behandelt werden. Das Klinikum hat die behördliche Zulassung für die Herstellung von therapeutischem Plasma erhalten. Erste Rekonvales­zenten wurden bereits zur Spende einbestellt.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, bezeichnete den Einsatz von Antikörpern bereits genesener Patienten kürzlich als einen der „lohnenswertesten und vielversprechendsten Therapieansätze“ bei COVID-19-Erkrankungen.

Neben der Erlangener Uniklinik bereitet sich noch eine Reihe von anderen Universitäts­krankenhäusern in Deutschland momentan auf den Einsatz von Rekonvaleszentenplasma bei schwer kranken COVID-19-Patienten vor und hat entsprechende Spendenaufrufe gestartet.

Tatsächlich gebe es bereits „eine lange Tradition klinischer Vorerfahrung“ mit diesem Therapieprinzip, berichtet Holger Hackstein, der am Universitätsklinikum Erlangen die Abteilung für Transfusionsmedizin und Hämostaseologie leitet. „Das hat man auch schon bei SARS-CoV und MERS gemacht.“ Der in der Literatur beschriebene Effekt der Plasma­spende sei durchweg positiv, allerdings gebe es noch keine kontrollierten klinischen Studien.

„Es handelte sich immer um eine Pandemie-Notfallsituation, in der man Notfallmedizin betrieb und keine Zeit hatte, ein Jahr auf die Ergebnisse einer klinischen Studie zu warten“, erklärt Hackstein. Der Erlanger Transfusionsmediziner geht allerdings davon aus, dass es bei COVID-19 sowohl die Behandlung mit Rekonvaleszentenplasma außerhalb von klinischen Studien als auch parallel kontrollierte klinische Studien geben wird.

Eine klinische Studie befinde sich in der finalen Vorbereitungsphase, andere würden folgen, so Hackstein. Im Ausland ist man diesbezüglich schon weiter: Pilotstudien gibt es bereits, eine erste kontrollierte klinische Studie aus China oder den USA erwartet Hackstein in Kürze.

Am Wochenende erhielt das Universitätsklinikum die behördliche Zulassung für die Herstellung von therapeutischem Plasma. Dem Aufruf zur Spende sind zahlreiche Menschen gefolgt: „Es haben bereits Voruntersuchungen stattgefunden und die ersten Spender haben Termine für die Plasmaspende“, berichtet Hackstein.

Voraussetzung für die Plasmaspende sei ein dokumentierter Infektionsnachweis per PCR. Dass keine Infektion mehr vorliegt muss anhand von 2 Tests bewiesen sein. Die Spender müssen mindestens 2 bis 4 Wochen symptomfrei sein. Alle Plasmaspenden werden auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 untersucht.

Therapieoption nur für schwer kranke Patienten

Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Plasma und der großen Zahl an Patienten „kommen primär die schwer erkrankten COVID-19-Patienten für eine Behandlung in Frage“, so Hackstein. Auch die dazu veröffentlichten Daten zielten primär auf die Patientengruppe mit schwerer Atemnot.

Die Sicherheit der Behandlung sei sehr hoch, in den vorhandenen Studien seien keine schweren unerwünschten Wirkungen aufgetreten, berichtet Hackstein. Zudem würden in Deutschland jedes Jahr Millionen Plasmaspenden verabreicht.

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