Ärzteschaft

Rheumatologen warnen vor Absetzen der Basismedikation wegen COVID-19

  • Freitag, 20. März 2020
Muskelkaterartige Schmerzen treten vor allem im Schulter- und Beckengürtel, Oberarmen und Oberschenkeln auf/psdesign1, stockadobecom
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Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) weist daraufhin, dass auch Menschen mit aktiven entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Patienten unter immunsuppressiver Therapie zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion gezählt werden. „Ob dies tatsächlich der Fall ist, lässt sich nicht sicher sagen, da es bisher keine Daten dazu gibt“, stellt die Fachgesellschaft klar.

„Wir wissen aber, dass Patienten mit aktivem Rheuma generell infektanfälliger sind“, gibt Hendrik Schulze-Koops, Präsident der DGRh und Leiter der Rheumaeinheit am Klinikum der Ludwigs-Maximilians-Universität München, zu bedenken.

Das liege zum einen am entzündlich-rheumatischen Geschehen selbst, denn auch durch ein aktiviertes Immunsystem könne die Infektabwehr geschwächt sein: Entzündungs­zellen, die sich gegen körpereigene Strukturen richteten, verursachten die Rheuma-typischen Symptome, fielen damit aber für die Infektabwehr aus. Zum anderen nähmen viele Rheumapatienten Medikamente, die die Immunabwehr unterdrückten, insbeson­dere Kortisonpräparate.

Menschen, die an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung leiden, sollten daher die bekannten Hygiene- und Schutzmaßnahmen genau befolgen, um eine Infektion zu vermeiden, empfiehlt die DGRh.

Dazu gehört bekanntlich unter anderem regelmäßiges, gründliches Händewaschen, das Vermeiden von Menschenmengen und nicht notwendigen Sozialkontakten sowie der Verzicht auf nicht notwendige Reisen. Menschen mit Rheuma sollten laut der Fach­gesellschaft ihren Impfschutz überprüfen und in Abstimmung mit ihrem Rheumatologen vervollständigen.

„Besonders die Impfungen gegen andere Atemwegserkrankungen wie Influenza, Pneumokokken und Keuchhusten sind derzeit wichtig“, so Schulze-Koops. Wichtig sei auch die sogenannte Umgebungsprophylaxe: Angehörige und enge Kontaktpersonen sollten prinzipiell auch über die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfoh­lenen Schutzimpfungen verfügen, empfiehlt die Fachgesellschaft.

Die DGRh warnt Rheumapatienten davor, ohne ärztlichen Rat die rheumatologische Basistherapie abzusetzen. „Hierfür gibt es bislang keinerlei Grundlage“, betont Schulze-Koops. Im Gegenteil sei bei einem plötzlichen Wegfall der Immunsuppression mit einem Wiederaufflammen der Rheuma-Symptomatik zu rechnen, welches das Infektionsrisiko wiederum erhöhen könne.

hil

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