RKI: Gesundheitsämter sollten Unterstützung aus anderen Verwaltungsbereichen bekommen

Berlin – Die drei Phasen der Epidemiebekämpfung – Eindämmung, Schutz und Mitigation – werden sich auch während die COVID-19-Epidemie fortschreitet nicht ablösen, sondern gegenseitig ergänzen.
Die dafür notwendigen Ressourcen sollten „auch aus anderen Bereichen der Verwaltung und zum Beispiel Verwaltungshelfer zur Unterstützung der Gesundheitsämter herangezogen werden“, betonte RKI-Vizepräsident Lars Schaade heute bei einer Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin.
Das bisherige Vorgehen, Infizierte frühzeitig zu erkennen und zu isolieren, müsse unbedingt weiter fortgesetzt werden. Schaade appellierte dabei auch an die Eigenverantwortung der Bürger: „Wenn die Gesundheitsämter in manchen Regionen aufgrund der steigenden Fallzahlen nicht mehr nachkommen und sich auf die Bekämpfung von Ausbrüchen in Einrichtungen der Altenpflege und den Krankenhäusern konzentrieren müssen, dann sollten sich Personen mit laborbestätigten Infektionen umgehend selbst isolieren.“
Eine Behandlung erfolge dann je nach Schwere der Erkrankung entweder ambulant oder im Krankenhaus. Enge Kontaktpersonen dieser Erkrankten, zum Beispiel Freunde oder Personen, die im gleichen Haushalt lebten, hätten ein relativ hohes Risiko, selbst zu erkranken und dann weitere Personen zu infizieren.
„Deshalb ist auch die Identifizierung und Quarantäne dieser Kontaktpersonen durch sämtliche Phasen der Epidemie wichtig“, so der RKI-Vizepräsident. Er betonte aber: Von einem engen Kontakt spreche man, wenn man mit einem Erkrankten gesprochen habe, angeniest oder angehustet worden sei, nicht, wenn man sich nur im gleichen Raum aufgehalten habe.
Grundsätzlich sei es empfehlenswert, soziale Kontakte und Menschenansammlungen zu vermeiden. „Es ist nicht sinnvoll jetzt statt in Clubs auf Privatpartys zu gehen“, sagte Schaade. „Bitte tun Sie das nicht.“
Die Fallzahlen steigen im Moment noch relativ rasch an. Die Zahl laborbestätigter Fälle liegt bei 4.838 (Stand 15.3.2020, 15:00 Uhr). Das sind 1.043 mehr als am Vortag. Insgesamt 12 Menschen sind in Deutschland an COVID-19 gestorben. Elektronisch an das RKI übermittelt wurden 4.195 COVID-19-Erkrankungsfälle und 8 Todesfälle.
„Alles gut, was Abstand zwischen die Leute bringt“
Auf die Frage, ob er – wie in einigen anderen Ländern bereits durchgesetzt – auch in Deutschland Ausgangssperren als sinnvoll erachte, sagte Schaade: „Grundsätzlich ist alles gut, was Abstand zwischen die Leute bringt. Aber wir sollten jetzt erstmals sehen, was die aktuell getroffenen Maßnahmen bringen.“
Dies werde sich basierend auf der Inkubationszeit und unter Berücksichtigung des Diagnose- und Meldeverzugs voraussichtlich in 10 bis 12 Tagen zeigen.
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