Robuste Arzneimittelversorgung im ersten Coronajahr
Berlin – Patienten sind im vergangenen Jahr offenbar nicht schlechter mit Arzneimitteln versorgt worden als sonst. Das geht aus der gestern vorgelegten aktuellen Ausgabe des Arzneimittel-Atlas des IGES Instituts hervor.
Demnach konnte im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie sowohl die Behandlung von Volkskrankheiten als auch von Krebs- und Immunerkrankungen gewährleistet werden.
Insgesamt stiegen die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) laut der IGES-Analyse im Jahr 2020 um 5,5 Prozent (2,25 Milliarden Euro) auf 43,3 Milliarden Euro. Coronabedingte Gesetzesänderungen, wie die Mehrwertsteuersenkung auf Arzneimittel, hätten das Ausgabeplus abgedämpft, wie es hieß.
Den Daten zufolge stieg der Verbrauch von Diabetes- oder Bluthochdruckmitteln im Jahr 2020 ähnlich wie im Vorjahr – allerdings schwankte er. So sei es im März vor dem ersten Lockdown zu Verbrauchsspitzen gekommen, die vermutlich auf Bevorratung zurückgingen. Der Verbrauch von Krebsmedikamenten nahm im Vergleich zum Vorjahr mit sieben Prozent sogar überdurchschnittlich zu. Der Verbrauch aller Arzneimittelgruppen stieg nur um knapp zwei Prozent.
Laut den IGES-Experten erreichte der Impfstoffverbrauch einen 10-Jahres-Höchststand. Vor allem der Einsatz von Influenza- und Pneumokokkenimpfungen erhöhte sich um 38 beziehungsweise 45 Prozent im Vergleich zu 2019.
Bei Antibiotika sowie bei Husten- und Erkältungspräparaten brach der Verbrauch hingegen um rund 27 Prozent beziehungsweise sogar 39 Prozent ein – ursächlich dürfte die Vermeidung von entsprechenden Infektionskrankheiten durch die Coronaeindämmungsmaßnahmen sein.
Vor allem der Mehrverbrauch von Medikamenten gegen schwere Krankheiten, allen voran Immunsuppressiva gegen rheumatoide Arthritis oder Schuppenflechte sowie Krebsmedikamente, verursachte den Ausgabenanstieg 2020.
Wie aus dem Arzneimittel-Atlas hervorgeht, stiegen die Einsparungen durch Individualrabatte aufgrund coronabedingter Gesetzesänderungen deutlich geringer. Das Einsparvolumen belief sich auf knapp fünf Milliarden Euro, stieg 2020 aber nur um 0,6 Prozent (32 Millionen).
2019 waren es noch 10,3 Prozent (462 Millionen). Die befristete Absenkung der Mehrwertsteuer brachte hingegen 590 Millionen an Einsparungen.
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