Politik

Ronapreve: teils beträchtlicher Zusatznutzen, keine klinische Relevanz

  • Donnerstag, 6. Oktober 2022
Ampullen mit dem Medikament Casirivimab stehen auf einem Tisch. Das Medikament wird zur Behandlung von mit COVID-19 infizierte Patienten eingesetzt./dpa, Carsten Koall
/dpa, Carsten Koall

Berlin – Erstmals ist ein neuer Wirkstoff gegen COVID-19 noch während der Nutzenbewertung des Gemein­sa­men Bundesausschusses (G-BA) von einer veränderten Virusvariante „überholt“ worden. Das teilte das Gre­mi­um heute mit. Demnach hat der G-BA die laufende Nutzenbewertung der Wirkstoffkombination Casirivimab/­Im­devimab (Ronapreve) für zwei Anwendungsgebiete heute beendet.

Die Beschlüsse beziehen sich auf den Einsatz bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit mindes­tens 40 kg Körpergewicht zur Behandlung von Coronaerkrankungen, bei denen keine zusätzliche Sauerstoff­therapie benötigt wird und bei denen das Risiko für einen schweren Erkrankungsverlauf besteht sowie zur Postexpositionsprophylaxe für Risikopatienten, die zum Beispiel mit COVID-19-Infizierten in einem gemein­samen Haushalt leben.

Für den Einsatz in der kurativen Behandlung bescheinigte der G-BA der Wirkstoffkombination einen Anhalts­punkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen – allerdings nur bei über 18-Jährigen. In der Postexpositions­pro­phylaxe besteht bei Erwachsenen und Jugendlichen ein Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen.

Die Bewertungsergebnisse haben dem G-BA zufolge jedoch für die aktuelle medizinische Versorgung keine Relevanz. Grund sei, dass die Virusvarianten, gegen die Casirivimab/Imdevimab eine ausreichende Wirksam­keit aufweist, nicht mehr in Deutschland zir­kulieren. Nach aktuellen Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind derzeit 100% der Infektionen in Deutschland den Omikron-Varianten zuzuordnen.

Anhand von In-vitro-Neutralisationstests konnte nach Aussagen des G-BA keine ausreichende Wirksamkeit von Casirivimab/Imdevimab gegenüber den aktuell zirkulierenden Omikron-Varianten nachgewiesen werden.

Für die erst nach Abschluss der Zulassungsstudien aufgekommenen Omikron-Varianten, die derzeit das Infek­tionsgeschehen in Deutschland dominieren, sei der Zusatznutzen der Wirkstoffkombination deshalb nicht belegt.

may/EB

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung