Vermischtes

Rotes Kreuz will Vier-Tage-Woche in einem Modellprojekt testen

  • Mittwoch, 31. Mai 2023
/Nuthawut, stock.adobe.com
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Magdeburg – Mit einem Modellprojekt in Sachsen-Anhalt will das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Vier-Tage-Woche vor allem in der Pflege testen. Die Einigung sei bundesweit einmalig in der Sozialwirtschaft, teilten das DRK und die Gewerkschaft Verdi gestern in Magdeburg mit.

Ab dem kommenden Jahr gelte der neue Tarifvertrag, der für den Kreisverband Sangerhausen im Süden Sachsen-Anhalts nur noch vier Arbeitstage pro Woche vorsieht.

„Das Motto, das wir leben wollen, heißt: Mehr Flexibilität statt mehr Arbeit“, sagte der Vorstandsvorsitzende des DRK Kreisverbandes Sangerhausen, Andreas Claus, bei der Vorstellung des Konzepts. Die jüngsten der 400 Mitarbeiter vor Ort seien 18 Jahre alt, die Älteste 72 Jahre. „Jeder hat zu unterschiedlichen Zeiten andere Be­dürfnisse.“

Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi habe man den neuen Tarifvertrag verhandelt. Das Projekt soll auch wissenschaftlich begleitet werden. Man dürfe Wohlstand nicht nur monetär betrachten, sagte Thomas Müh­lenberg von Verdi. Sachsen-Anhalt habe in den vergangenen Jahren etwa 24.000 Pflegekräfte verloren. Der Job müsse zwingend attraktiver werden. Vor allem junge Leute wünschten sich mehr Gestaltungsmöglich­keiten.

Dabei steht das Deutsche Rote Kreuz mit seinen Überlegungen nicht ganz alleine da. Mehrere Umfragen hatten zuletzt gezeigt, dass ein Großteil der Erwerbstätigen in Deutschland Sympathien für die Vier-Tage-Woche hat.

Laut einer Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sprachen sich 73 Prozent der Befragten für eine Arbeitszeitverkürzung aus – allerdings nur bei gleichem Lohn. 17 Prozent legten eine Vier-Tage- Wo­che ab. Zu ähnlichen Zahlen kam auch eine Umfrage des Versicherers HDI.

Die Vier-Tage-Woche ist allerdings nicht unumstritten. Erst vergangene Woche hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) scharfe Kritik an der Idee geäußert. „Es gibt weltweit und historisch keine Gesell­schaft, die ihren Wohlstand dadurch erhalten hat, dass sie weniger arbeitet.“ Auch die Industrie- und Handels­kammer Erfurt lehnt verbindliche Regelungen zur Einführung einer Vier-Tage-Woche ab.

Erste Unternehmen probieren von sich aus jedoch schon neue Arbeitszeitmodelle aus, ähnlich dem Modell­projekt des DRK in Sangerhausen. Unter anderem eine Klinik in Bielefeld hatte vergangene Woche erklärt, im Sommer auf einer Station die Vier-Tage-Woche ausprobieren zu wollen.

dpa

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