Ärzte ohne Grenzen: Libyen kein sicherer Ort für Flüchtlinge

Berlin – Nach neuen Kämpfen mit Dutzenden Toten in Libyen sieht die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) in dem nordafrikanischen Land keinen sicheren Ort für Flüchtlinge. Die Kämpfe zwischen verfeindeten Gruppen hätten sich auch in Wohnvierteln der Hauptstadt Tripolis abgespielt, in denen sich Internierungslager für 8.000 Flüchtlinge befänden, teilte MSF heute mit.
Einige Migranten seien mehr als zwei Tage lang ohne Nahrung in einem Lager eingesperrt gewesen. Deutschland und die europäischen Länder müssten mehr dafür tun, dass Flüchtlinge Libyen verlassen können. „Diese Menschen sind extrem schutzbedürftig und finden sich nun in einem neuen Konflikt wieder, dem sie nicht entkommen können“, erklärte MSF.
Bei den Kämpfen zwischen rivalisierenden Milizen sind in dieser Woche nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Libyen 30 Menschen getötet und fast 100 verletzt worden. Bei den meisten Opfern handelte es sich um Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten waren.
Mehr als 300 in Libyen inhaftierte Migranten wurden mit UN-Unterstützung aus einer Kampfzone gerettet und in ein anderes Gefangenenlager gebracht, wie ein Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Genf berichtete. Die Wächter hätten die Insassen ohne Nahrungsmittel und Wasser eingesperrt zurückgelassen.
In Libyen kämpfen seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 rivalisierende Gruppen um die Vorherrschaft. Der Einfluss der international anerkannten Regierung reicht kaum über Tripolis hinaus. Libyen hat sich zum wichtigsten Transitland für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa entwickelt. Menschenrechtler beklagen schon seit Längerem unmenschliche Zustände in libyschen Internierungslagern.
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