Al-Schifa-Krankenhaus weitgehend zerstört

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich erschüttert über den Zustand des größten Krankenhauses im Gazastreifen gezeigt. Die meisten Gebäude des Krankenhauskomplexes seien „weitgehend zerstört“, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vorgestern im Onlinedienst X.
Das Al-Schifa-Krankenhaus sei „aufgrund des Ausmaßes der Verwüstung völlig funktionsunfähig“, erklärte die WHO. Es befinden sich demnach keine Patienten mehr in der Klinik. Nach Angaben der WHO konnte eine von ihr selbst geleitete Delegation nach mehreren gescheiterten Versuchen das Krankenhaus in Augenschein nehmen.
Die israelische Armee hatte am Wochenende nach einem zweiwöchigen Einsatz ihre Truppen von dort abgezogen. Der Einsatz richtete sich nach israelischen Angaben gegen ranghohe Hamas-Mitglieder, die sich in dem Krankenhaus verschanzt haben sollten.
Die WHO-Mitarbeiter berichteten nach ihrem Besuch in der Klinik von Verwesungsgeruch und provisorischen Gräbern. Sie sahen nach eigenen Angaben auch Leichen, die nur teilweise begraben waren und deren Gliedmaßen noch aus dem Boden ragten.
Die WHO erklärte unter Berufung auf den Direktor des Krankenhauses, dass die Patienten während des israelischen Einsatzes auf dem Gelände „unter einem grausamen Mangel an Nahrung, Wasser, Gesundheitsversorgung und Hygiene“ gelitten hätten. Mindestens 20 Patienten seien gestorben.
Israel beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu nutzen, unter anderem als Kommandozentralen und Waffenlager. Die Hamas streitet das ab. Die israelischen Streitkräfte hatten bereits im November einen Einsatz in der Al-Schifa-Klinik ausgeführt und damit internationale Kritik hervorgerufen.
Die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestufte radikalislamische Hamas hatte am 7. Oktober in einem beispiellosen Angriff Israel überfallen und dabei nach israelischen Angaben etwa 1.170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel geht seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, inzwischen mindestens 33.100 Menschen getötet.
Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths verurteilte den Krieg vorgestern als einen „Verrat an der Menschlichkeit“. Jeden Tag wachse die Zahl der zivilen Opfer, erklärte Griffiths. Der Krieg pflanze „die Saat für eine Zukunft, die durch diesen unerbittlichen Konflikt so sehr verdunkelt wird“.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: