Coronaproteste und Gewalt in mehreren Ländern

Rotterdam/Wien – In mehreren Städten Europas ist es am Wochenende zu Massenkundgebungen gegen Coronamaßnahmen gekommen. In Brüssel gingen gestern der Polizei zufolge rund 35.000 Menschen auf die Straße. Dabei kam es zu Ausschreitungen. Vorgestern hatten in Wien nach amtlichen Angaben sogar 40.000 Menschen demonstriert.
In niederländischen Städten kam es bei Coronaprotesten zu erheblichen Krawallen. Besonders heftig war es in Rotterdam, wo die Polizei am Ende gezielt mit scharfer Munition schoss und mehrere Demonstranten verletzte. Randalierer setzten in Rotterdam in der Nacht zu vorgestern bei einer nicht angemeldeten Coronademonstration Autos in Brand und warfen mit Feuerwerk und Steinen. Polizisten suchten hinter Fahrzeugen Schutz. „Es war eine Orgie der Gewalt“, sagte Bürgermeister Ahmed Aboutaleb.
Die Polizei gab nach eigener Darstellung erst Warnschüsse ab und schoss dann auch gezielt. „Dies sind für mich Kriminelle, die versucht haben, meine Polizeileute zu verletzen oder sogar zu töten“, sagte der Polizeichef Fred Westerbeke im TV-Sender NOS. Nun untersucht die Justiz den Waffeneinsatz.
Nach Aufrufen in sozialen Netzwerken weiteten sich die Unruhen in der Nacht zu gestern auf andere Städte der Niederlande aus. Rund 30 Personen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen, die meisten in Den Haag, wo die Polizei auch Hunde und Pferde einsetzte. Fünf Beamte seien dort verletzt worden, teilte die Polizei mit.
In Brüssel setzte die Polizei gestern Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten ein. Auf Bildern, die die Nachrichtenagentur Belga verbreitete, waren Polizeiwagen mit kaputten Scheiben, brennende Barrikaden und Pyrotechnik zu sehen.
Videos auf Twitter, die von den Protesten stammen sollen, zeigten, wie Feuerwerkskörper und andere Wurfgeschosse gegen die Polizei eingesetzt wurden und es zu Straßenschlachten kam. Die Großdemonstration war von der Stadt auf einer Route in das Europaviertel genehmigt worden. Die Demonstranten kritisieren, dass in Restaurants und andernorts immer öfter Coronazertifikate verlangt werden.
Die Kundgebungen tags zuvor in Wien mit 40.000 Teilnehmern blieben dagegen weitgehend friedlich. Aber auch in Österreich befürchtet Innenminister Karl Nehammer eine Radikalisierung der Gegner der Coronamaßnahmen.
„Altbekannte Neonazis und Vertreter der neuen rechtsextremen Szene“ versuchten, die Stimmung aufzuheizen, sagte der ÖVP-Politiker. Nach einem Brandanschlag auf ein Polizeiauto in Linz hätten zwei Tatverdächtige zugegeben, dass sie die beiden Polizisten töten wollten. So eine Radikalisierung sei nicht hinnehmbar.
Ab heute gelten in Österreich Ausgangsbeschränkungen, und 2022 soll eine Coronaimpfpflicht eingeführt werden. Zu den Protesten hatte neben anderen die rechte FPÖ aufgerufen. Kundgebungen mit Tausenden Teilnehmern gegen Corona-Maßnahmen gab es unter anderem auch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb.
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