Die Welt ist weiterhin auf Epidemien unzureichend vorbereitet

Genf – Die Welt ist auf Ausbrüche von Infektionskrankheiten weiterhin nicht ausreichend vorbereitet. Dabei werden Epidemien wie jene mit dem Ebolavirus in Zukunft häufiger werden. Diese These vertritt ein Team internationaler Experten unter der Leitung von Surie Moon im British Medical Journal (2017; doi: 10.1136/bmj.j280).
Im August 2014 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO den Ausbruch des Ebolavirus in Westafrika zum „Public Health Emergency of International Concern“, eine Krise der öffentlichen Gesundheit von globalem Ausmaß, auf die die Welt reagieren musste. Im Anschluss an die Krise wurde eine Vielzahl von Berichten über die Defizite bei der internationale Reaktion auf die Ebolakrise veröffentlicht. Diese beinhalteten auch Ansätze, wie Ausbrüche von Infektionskrankheiten künftig besser steuerbar sein könnten.
Ein Team des Institute of International and Development Studies in Genf stellte anhand der Untersuchung von sieben großen Post-Ebola-Berichten die Schlüsselprobleme und damit verbundene Empfehlungen heraus. Mit besserer Vorbereitung und schnelleren sowie koordinierteren Reaktionen hätte man viele der insgesamt über 11.000 Todesfälle durch Ebola und die daraus resultierenden weitreichenden ökonomischen, sozialen und gesundheitlichen Krisen verhindern können, so die Analyse der Forscher.
Während sich die Berichte in Umfang und Schwerpunkt teils unterschieden, gab es doch Übereinstimmungen zu Kernproblemen und Empfehlungen in drei Bereichen: eine bessere Einhaltung internationaler Gesundheitsvorschriften, eine Verbesserung der Ausbruchsforschung und des Wissensaustauschs und eine Reformation der WHO sowie weiterer Systeme humanitärer Hilfe.
Zwar stellten die Autoren bei ihrer Untersuchung Fortschritte in diesen Kernbereichen fest, diese reichen ihrer Auffassung nach jedoch nicht aus. Zum Beispiel seien die Vorkehrungen für den raschen Austausch von zu untersuchenden Entnahmeproben von Patienten unzureichend, so die Experten.
Auch die Reformanstrengungen innerhalb der WHO bewerten sie als unzureichend. Verantwortlich für institutionelle Reformen werde vermutlich der neue Generaldirektor der WHO werden, der 2017 gewählt werde, so die Vermutung des Teams, das die Berichte und bisherigen Umsetzungen analysierte.
Um besser auf kommende Epidemien vorbereitet zu sein, fordern die Forscher die globale Gemeinschaft auf, mehr Ressourcen zu mobilisieren und mehr Überwachungs- und Prüfungssysteme einzuführen. Zusammenfassend betonen die Autoren, dass die Welt ohne tiefergreifende Maßnahmen nicht gewappnet sei für einen neuen Ausbruch.
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