Eine Million Arme mehr durch Pandemiefolgen in Italien

Rom – Die Zahl der Armen in Italien ist durch die Coronapandemie drastisch gestiegen. Laut einer vorgestern veröffentlichten Untersuchung der italienischen Caritas leben in dem südeuropäischen Land mittlerweile 5,6 Millionen Menschen in absoluter Armut. Das sind eine Million mehr als vor der Krise.
Die Caritas-Verantwortlichen sprechen von einem „nie dagewesenen Ausmaß“. In den zwei Millionen betroffenen Familien gebe es mehr als 1,3 Millionen Minderjährige, die nicht über die notwendigsten Mittel für ein menschenwürdiges Leben verfügten.
Viele Italiener, die lediglich an der Schwelle zur Armut gestanden hätten, seien durch die Pandemiefolgen vollends hineingeraten, so die Experten. Jene, die schon vorher arm gewesen seien, kämen aus dieser Lage kaum noch heraus. Es handele sich um einen „Zangeneffekt“.
Zu den Regionen mit den meisten „neuen Armen“ zählen laut der Auswertung das Aostatal, Kampanien, Latium, Sardinien und Trentino-Südtirol.
Die Caritas Italiana fordert die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi auf, die staatlichen Hilfsprogramme „neu zu kalibrieren“. Bei mehr als der Hälfte der Bedürftigen komme das Geld nicht an.
Hinzu kämen Probleme wie Überschuldung und Wucherkredite. So hätten bereits vor der Pandemie Millionen Familien derart hohe Schulden gehabt, dass sie unter normalen Bedingungen nicht zurückgezahlt werden könnten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: