Ausland

EU-Kommission legt Trinkwasserstrategie vor

  • Freitag, 2. Februar 2018
/Dmitry Naumov, stock.adobe.com
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Brüssel – Trinkwasser soll in ganz Europa besser und für alle Bürger verfügbar werden. Dafür hat die EU-Kommission gestern eine Strategie vorgelegt. Kapstadt in Südafrika hat gestern die Vorschriften für den Wasserverbrauch weiter eingeschränkt. Der Großstadt droht das Trinkwasser auszugehen.

Die EU reagierte mit ihrere Strategie auf ein Bürgerbegehren 2013. Ziel ist auch, dass die Europäer mehr Wasser aus dem Hahn und weniger aus Plastikflaschen trinken, um die Müllmassen einzudämmen. Konkreter Vorschlag: Alle Restaurants sollen ihren Gästen grundsätzlich kostenlos Leitungswasser anbieten. Zudem soll es mehr öffentliche Trinkbrunnen und Wasserzapfstellen geben.

Deutsche nutzen gutes Trinkwasser

In Deutschland ist die Qualität von Trinkwasser nach Angaben des Umweltbundesamts fast durchweg exzellent. Nach einer Umfrage des Instituts IESK von 2017 sind auch etwa neun von zehn Bürger mit der Qualität zufrieden und sagen, Leitungswasser könne man in Deutschland bedenkenlos trinken. 93 Prozent tun dies auch, wie der Verband kommunaler Unternehmen unter Berufung auf die Umfrage mitteilte.

Europaweit aber sieht die Kommission Verbesserungsbedarf. Sie will 18 neue Kriterien in den Prüfkatalog für unbedenkliches Wasser aufnehmen, darunter mögliche Schadstoffe, Bakterien oder Viren. Man bringe damit die 20 Jahre alte EU-Trink­wasserrichtlinie auf den letzten Stand, sagte Umweltkommissar Karmeno Vella.

Risiken vermindern

Zudem soll nicht nur das Produkt Trinkwasser kontrolliert, sondern es sollen Risiken in der gesamten Produktionskette minimiert werden. Neue Bauvorschriften sollen Schadstoffe aus Leitungen weiter zurückdrängen. Die Versorger sollen Informationen zur Wasserqualität vor Ort leicht zugänglich machen, um das Vertrauen der Bürger zu stärken. Die Mitgliedsländer sollen ihrerseits sicherstellen, dass alle Bürger Zugang zu sicherem Wasser haben. Nach Kommissionsangaben sind 23 Millionen Europäer nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen, häufig arme oder benachteiligte Menschen.

Würde weniger Wasser aus Plastikflaschen konsumiert, könnten europäische Haushalte mehr als 600 Millionen Euro jährlich sparen, rechnet die EU-Kommission vor. Aller­dings haben auch die vorgeschlagenen Verbesserungen ihren Preis. Die Kommission schätzt die Mehrkosten auf 1,6 bis 2,2 Milliarden Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Die jährlichen Kosten zur Bereitstellung von Trinkwasser in Europa liegen nach Angaben der Behörde bei 46,3 Milliarden Euro.

In Deutschland begrüßten der Kommunalverband VKU und die Versorgerverbände BDEW und DVGW die Initiative der Kommission grundsätzlich. Die Anpassung der 20 Jahre alten Trinkwasserrichtlinie sei gut, erklärte ein VKU-Sprecher und verwies unter anderem auf die Zunahme von Arzneimittelrückständen in Gewässern, die irgendwann auch für Trinkwasser problematisch werden könnten. Besser sei es, solche möglichen Belastungen zu vermeiden und nicht später aus dem Wasser herauszufiltern. BDEW und DVGW kritisierten aber die Ausweitung von Informationspflichten.

Qualitätsprobleme für 20 Millionen Menschen

Nur halb zufrieden äußerte sich auch die europäische Bürgerinitiative Right2Water, auf die die Kommission mit der neuen Strategie reagierte. Die Initiative hatte 2013 nach eigenen Angaben 1,8 Millionen Unterschriften dafür gesammelt, dass alle Bürger Zugang zu sauberem Trinkwasser und guten Sanitäranlagen bekommen.

„Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings wenig ambitioniert“, sagte Sprecher Pablo Sanchez. Nach Schätzungen der Initiative haben sechs bis acht Millionen Europäer keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser oder zu geeigneten Sanitäranlagen. Für 20 Millionen Menschen in Europa gebe es Qualitätsprobleme beim Trinkwassers.

Kapstadt droht Desaster

Während in Europa über die Qualität und die Zugangsmöglichkeiten von Trinkwasser beraten wird, steht in Südafrika derzeit mit Kapstadt eine Großstadt vor dem Problem, die Bevölkerung nicht mehr mit Trinkwasser versorgen zu können. Seit gestern sind die Menschen in Kapstadt aufgerufen, maximal 50 Liter Wasser pro Person und Tag zu verbrauchen – egal, wo sie sich aufhalten.

Die Stadt hat dazu ein Poster erstellt, um den „Tag Null“ zu verhindern. Kritische Einrichtungen wie Krankenhäuser seien nicht davon betroffen, hieß es von offizieller Seite. „Tag Null“ würde bedeuten, dass lediglich rund 20.000 Menschen pro Tag maximal 25 Liter Trinkwasser erhalten können. In Kapstadt gäbe es dann 200 offizielle Ausgabestellen für Wasser.

In Kapstadt und Umgebung leben rund 3,7 Millionen Menschen. Forscher erwarten, dass der „Tag Null“ im April eintreten könnte. Grund für die Probleme sind eine anhaltende Trockenheit. Die Stauseen sind kaum noch gefüllt, seit drei Jahren hat es nicht mehr richtig geregnet.

dpa/may

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