EU streitet weiter um Antibiotikaeinsatz in der Tierzucht

Brüssel – Die Vertreter der EU-Mitgliedstaaten im Ministerrat haben sich gestern auf eine Position für eine geänderte Tierarzneimittelverordnung verständigt. Ziel ist es, vor allem das Entstehen von Antibiotikaresistenten Keimen zu bekämpfen. Darauf hat der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Christdemokraten im Europäischen Parlament, Peter Liese, hingewiesen. Er betonte aber zugleich, dass die Vorschläge dem Parlament nicht weit genug gehen.
Die Europäische Kommission hatte bereits im Oktober 2014 einen Vorschlag präsentiert, den das Europäische Parlament im März 2016 „mit deutlichen Verschärfungen unterstützt“, so Liese. Einigkeit besteht demnach bei allen drei Institutionen darüber, dass bestimmte Antibiotika für Tiere als Reserveantibiotika für den absoluten Notfall zurückgehalten werden sollten. Außerdem soll die Antibiotikaprofilaxe europaweit praktisch verboten werden, ebenso wie der Handel von Antibiotika über das Internet.
Zeitverlust inakzeptabel
„Es wurde höchste Zeit, dass die Mitgliedsstaaten sich zu diesem wichtigen Vorschlag positionieren. Die antibiotikaresistenten Keime warten nicht auf politische Entscheidungen und sie machen an der Grenze nicht halt“, sagte Liese. Er bedaure allerdings, dass der Ministerrat das Problem nur halbherzig angehe.
Der Europapolitiker verwies darauf, dass das EU-Parlament bereits beschlossen habe, dass europaweit auch eine Strategie zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes greifen müsse. „Diese Forderung, der sich auch die deutsche Bundesregierung angeschlossen hat, war aber bei den Mitgliedstaaten aber leider nicht mehrheitsfähig“, so Liese. Seiner Auffassung nach ist das Problem „so groß, dass kein weiterer Zeitverlust mehr akzeptiert werden kann“.
Liese kündigte an, bei den anstehenden Trilogverhandlungen mit Kommission und Ministerrad sehr hartnäckig zu verhandeln. Die Trilogverhandlungen zwischen den drei Institutionen beginnen im Januar. Bis Mitte des kommenden Jahres soll es eine endgültige Einigung geben.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben in der EU 25.000 Menschen, weil Antibiotika ihre Wirkung verlieren. Experten sprechen mittlerweile von pan-resistenten Keimen, das beduetet auch Reserveantibiotika wirken nicht mehr.
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