Europa will umweltbedingte Gesundheitsrisiken verringern

Berlin – Umwelt- und Gesundheitsminister aus ganz Europa haben bei einer Konferenz in Budapest vereinbart, die gesundheitlichen Auswirkungen von Klimakrise, Artensterben und Verschmutzung besser zu bekämpfen.
Wie Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mitteilten, soll der Gesundheitsvorsorge dabei ein hoher Stellenwert zukommen. Im vereinbarten Fahrplan geht es konkret etwa um Klimaanpassungspläne speziell für die Gesundheit, Klimaschulungen für Gesundheitspersonal und die Verbesserung von Frühwarnsystemen bei Extremwetter.
Hitzewellen, Pandemien oder Antibiotikaresistenzen seien „reale Gefahren, die wir nicht mehr komplett vermeiden, auf die wir uns aber vorbereiten können“, erklärte Lauterbach. „Deshalb verbessern wir Pandemieprävention und -reaktion, kämpfen gegen den unnötigen Einsatz von Antibiotika weltweit und bereiten die Bevölkerung auf kommende Hitzewellen vor.“
Lemke unterstrich, beim Schutz der Bevölkerung vor – oftmals grenzüberschreitenden – schädigenden Umwelteinflüssen sei die internationale Zusammenarbeit von größter Bedeutung. Deutschland und Georgien hätten in Budapest etwa vereinbart, unter dem Dach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Partnerschaften zum Human-Biomonitoring (HBM) anzubieten, damit sich interessierte Mitgliedsstaaten austauschen und unterstützen könnten.
Mithilfe von HBM wird die Belastung der Bevölkerung mit Schadstoffen untersucht. „Diese Daten zeigen uns, wie sich Maßnahmen zur Schadstoffreduzierung auswirken und auch, wo es weiteren Handlungsbedarf gibt“, erklärte Lemke.
Mit der neuen Partnerschaft sollte die bereits durch EU-Projekte geschaffene Expertise einem breiteren Kreis von Staaten zugänglich gemacht und ein „dauerhafter politischer Rahmen“ geschaffen werden, um HBM besser in nationalen und internationalen Regelungen zur Chemikaliensicherheit zu verankern.
In Budapest beraten die Umwelt- und Gesundheitsminister aus der europäischen WHO-Region sowie Vertreter internationaler und zivilgesellschaftlicher Organisationen noch bis morgen über die Verringerung umweltbedingter Gesundheitsrisiken. Die Konferenz findet zum siebten Mal statt.
Gestern Abend unterzeichneten in Budapest WHO-Regionaldirektor Hans Kluge, Ungarns Umweltstaatssekretärin Aniko Raisz und Gesundheitsstaatssekretär Peter Takacs eine Erklärung mit einer Reihe von Maßnahmen und einem gemeinsamen Fahrplan für die kommenden Jahre. Die „Budapester Erklärung“ soll dazu beitragen, die Auswirkungen der Klima-, Biodiversitäts- und Verschmutzungskrisen auf die menschliche Gesundheit zu bekämpfen.
„Wir haben nun die Budapester Erklärung angenommen. Es hat uns eine übermenschliche Anstrengung gekostet, diesen Punkt zu erreichen“, sagte Kluge nach WHO-Angaben auf der Konferenz. „Und es wird all unsere Entschlossenheit, Belastbarkeit und unseren Einfallsreichtum erfordern, um dieses Versprechen einzulösen.“
Der im Oktober geplanten Regionalkonferenz im kasachischen Astana soll die Erklärung letztlich zur offiziellen Billigung vorgelegt werden. Wie aus der Erklärung hervorgeht, sind jedes Jahr mindestens 1,4 Millionen vorzeitige Todesfälle in der 53 Länder umfassenden Region auf Umweltrisikofaktoren wie etwa Luftverschmutzung zurückzuführen.
Es sei beunruhigend, dass die „Dreifachkrise“ aus Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben beispiellose und sich schnell entwickelnde Auswirkungen auf Leben und Ökosysteme sowie Gesundheit und Wohlbefinden von Mensch und Tier habe, hieß es in dem Dokument.
Die Minister und Vertreter der Mitgliedstaaten bekennen sich in der Erklärung zu einem zweigleisigen Ansatz, mit dem der gerechte Übergang zu widerstandsfähigen, gesunden, fairen und nachhaltigen Gesellschaften gelingen soll.
Zum einen wollen die Länder bei Prävention und Vorbereitung auf Notfälle besser werden, zum anderen wollen sie den Umweltfaktoren an sich begegnen, die sich auf die Gesundheit auswirken. Zentral auf diesem Weg soll eine sogenannte „Roadmap für gesündere Menschen, einen florierenden Planeten und eine nachhaltige Zukunft 2023-2030“ sein. In den Prozess sollen auch Lektionen aus der Coronapandemie einfließen.
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