Ausland

Guterres in Hiroshima: „Die Menschheit spielt mit einer geladenen Waffe“

  • Montag, 8. August 2022
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Kenzaburo Fukuhara
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Kenzaburo Fukuhara

Hiroshima – UN-Generalsekretär António Guterres hat bei der Zeremonie zum 77. Jahrestag des Atombom­ben­abwurfs auf Hiroshima vor der anhaltenden Gefahr durch Atomwaffen gewarnt. „Die Menschheit spielt mit ei­ner geladenen Waffe“, sagte Guterres vorgestern bei einer Gedenkveranstaltung in der japanischen Stadt. „Kri­sen mit schweren nuklearen Untertönen breiten sich schnell aus – der Nahe Osten, die koreanische Halbinsel, Russlands Einmarsch in der Ukraine.“

Beim Abwurf einer US-Atombombe auf Hiroschima am 6. August 1945 seien „zehntausende Menschen in die­ser Stadt im Bruchteil einer Sekunde getötet“ worden, sagte der UN-Generalsekretär. „Frauen, Kinder und Män­ner verbrannten in einem höllischen Feuer“. Überlebende sein wegen der radioaktiven Strahlung an Krebs er­krankt. „Wir müssen fragen: Was haben wir vom Atompilz über dieser Stadt gelernt?“

Beim Abwurf einer Atombombe auf Hiroshima, mit dem die USA Japan im Zweiten Weltkrieg zur Aufgabe zwin­gen wollten, waren rund 140.000 Menschen getötet worden. Die Zahl umfasst die Menschen, die an den Spätfolgen der radioaktiven Strahlung starben. Drei Tage nach Hiroshima warfen die USA eine zweite Atom­bombe auf die Stadt Nagasaki ab. Dort starben rund 74.000 Menschen. Es war das erste und einzige Mal, dass in einem Krieg Atomwaffen eingesetzt wurden.

Zuletzt hat der russi­sche Angriffskrieg gegen die Ukraine Befürchtungen vor einem möglichen Einsatz von Atomwaffen geschürt. Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW forderte die Bundesregierung auf, sich auf der derzeit in New York stattfindenden Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags (NVV) für ein Verbot von Militärangriffen auf Atomkraftwerke einzusetzen. Die Hindernisse für einen sofortigen Zutritt der Internationalen Atomener­gie­organisation (IAEO) zum Atomkraftwerk Saporischschja müssten beseitigt wer­den.

„Krieg in einem Land mit laufenden Atomreaktoren ist ein Novum und ein Tabubruch. Mit jedem Tag, den der Ukraine-Krieg andauert, steigt die rein statistische Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer nuklearen Katastrophe kommt. Daher rufen wir die NVV-Vertragsstaaten auf, sich auf eine Erklärung für ein Verbot von militärischen Angriffen auf nukleare Anlagen zu einigen“, erklärte Angelika Claußen, IPPNW-Vorsitzende.

In Hiroshima wurde am vergangenen Samstag an die Opfer des Atombombenabwurfs 1945 gedacht. Noch vor Sonnenauf­gang versammelten sich Überlebende und ihre Verwandten im Friedensgedenkpark der Stadt und legten Blumen nieder. Um genau 8.15 Uhr Ortszeit wurde ein stilles Gebet abgehalten. Zu dieser Uhrzeit hatte der US-Bomber „Enola Gay“ die Atombombe auf Hiroshima abgeworfen.

afp/may

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