Helfer warnen vor Millionen Toten durch SARS-CoV-2 in Krisenländern

New York – Nach Einschätzung der Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) drohen in 34 analysierten Krisenländern bis zu eine Milliarde Infektionen mit SARS-CoV-2 und 3,2 Millionen Todesfälle.
Es bleibe nur ein kleines Zeitfenster, um in Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan, Syrien oder dem Jemen Maßnahmen einzuleiten, die eine Ausbreitung von COVID-19 verhindern könnten; dafür seien vor allem finanzielle Mittel nötig, erklärte die Organisation gestern Abend in New York.
Notwendig seien spezielle, an die jeweiligen Verhältnisse angepasste Schutzvorkehrungen. Die Flüchtlingslager in Ländern wie Syrien, Griechenland und Bangladesch zählten zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt. An Maßnahmen wie Distanz- und Abstandsregeln sei hier nicht zu denken.
Ausgangssperren und Distanzregeln könnten zwar in wohlhabenderen Staaten zum Schutz der Menschen eingesetzt werden; in ärmeren Ländern ohne soziale Sicherheitsnetze führten sie aber in kurzer Zeit zu Verarmung und Hunger in der Bevölkerung, so das IRC.
Darüber hinaus verfügten die Gesundheitssysteme fragiler Staaten nicht über ausreichende Kapazitäten, um das Virus entsprechend bekämpfen zu können. Allein in Venezuela hätten im Zuge der langjährigen Wirtschafts- und humanitären Krise mehr als die Hälfte der Ärzte das Land verlassen; 90 Prozent der Krankenhäuser verfügten nicht über ausreichend Medikamente.
Die errechneten Zahlen sollten als „Weckruf“ dienen, betonte IRC-Präsident David Miliband. Das verheerende Ausmaß der Pandemie sei in den Kriegs- und Krisenländern der Welt noch nicht in vollem Ausmaß angekommen.
Noch könne man entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen, um weltweit eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Finanzhilfen der Geberstaaten könnten in Krisengebieten Zugang zu Schutzausrüstung und Handwaschstationen ermöglichen sowie ausreichend Testkapazitäten und Isolationsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.
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