Hilfsorganisation kritisiert Entwicklungshilfe für Afrika

Berlin – Die Hilfsorganisation One hat eine andere Verteilung der deutschen Entwicklungshilfe zugunsten afrikanischer Länder gefordert. Zwar habe Deutschland im vergangenen Jahr mehr öffentliche Mittel für Entwicklungszusammenarbeit (ODA) ausgegeben als je zuvor, heißt es in einem Bericht der Hilfsorganisation. Doch sei ein Viertel der Summe im Inland für die Versorgung Geflüchteter ausgegeben worden. Das seien mehr ODA-Gelder, als von Deutschland nach Afrika geflossen seien.
Natürlich sei es wichtig, Flüchtenden im Land zu helfen, heißt es in dem Bericht weiter. Doch diese Mittel sollten nicht als ODA verrechnet werden, weil sie die gemeldeten Zahlen aufblähten und im Kampf gegen Armut und Krankheiten in Entwicklungsländern fehlten. Auch andere Länder, darunter Italien, nutzten einen erheblichen Teil der ODA-Gelder im Inland. Nach Afrika und insbesondere an die am wenigsten entwickelten Länder auf dem Kontinent flossen den Angaben zufolge 2016 erneut weniger der globalen ODA-Gelder.
Afrika ist zu kurz gekommen
Deutschland gab dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr 24,6 Milliarden US-Dollar (22,3 Milliarden Euro) für Entwicklungshilfe aus, ein Plus von rund 36 Prozent zum Vorjahr. Allerdings sei Afrika dabei zu kurz gekommen. „Deutschlands Unterstützung für fragile Staaten in Afrika ist kürzlich erst um 12 Prozent gesunken“, sagte One-Deutschland-Direktor Stephan Exo-Kreischer. Seine Forderung an die nächste Bundesregierung: „Den Hebel ganz deutlich umlegen und diesen Trend umkehren.“
One hat in seinem Bericht die Entwicklungsausgaben der 30 großen Geberländer analysiert, die im Ausschuss für Entwicklungshilfe der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sitzen. Die 30 Staaten haben demnach 2016 140,1 Milliarden US-Dollar (116,3 Milliarden Euro) für globale Entwicklungshilfe ausgegeben. Auch das war laut One ein neuer Höchststand (7,4 Prozent mehr als 2015).
Nach Afrika flossen 44,8 Milliarden US-Dollar (37,2 Milliarden Euro), am meisten davon aus den USA (12,5 Milliarden US-Dollar / 10,4 Milliarden Euro). Deutschland lag mit 5,4 Milliarden US-Dollar (4,5 Milliarden Euro) an dritter Stelle, hinter Großbritannien (6,7 Milliarden US-Dollar / 5,7 Milliarden Euro).
Bis 2020 fordert One eine Verdopplung der offiziellen Entwicklungsfinanzierung für Afrika, die derzeit bei rund 60 Milliarden US-Dollar (50 Milliarden Euro) liege. Das schließt nicht nur ODA-Gelder ein, sondern auch Mittel aus anderen Quellen. Das sei wegen des prognostizierten Bevölkerungswachstums für eine positive Entwicklung nötig. Denn bis 2050 werde sich die Zahl der in Afrika lebenden Menschen verdoppeln.
Afrika hat laut One zusätzlich damit zu kämpfen, dass die anderen beiden wesentlichen Geldquellen für Entwicklung rückläufig sind: Die Eigeneinnahmen der afrikanischen Länder seien seit 2012 um mehr als 20 Prozent gesunken. Und die Summe ausländischer Investitionen ging seit 2012 um 18 Milliarden US-Dollar (15 Milliarden Euro) zurück (2016: 59 Milliarden US-Dollar / 49 Milliarden Euro).
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