Hilfsorganisationen: Reduzierung des Hungers kommt kaum voran

Berlin – Eine Welt ohne Hunger rückt nach Einschätzung von zwei Hilfsorganisationen in weite Ferne: 43 Länder verzeichnen weiterhin ein sehr ernstes und ernstes Hungerniveau und in 18 Ländern hat der Hunger seit 2015 noch einmal zugenommen, wie die Welthungerhilfe und ihre Partnerorganisation Concern Worldwide in ihrem heute veröffentlichten Welthunger-Index 2023 feststellten.
Demnach werden es 58 Länder nicht schaffen, bis 2030 ein niedriges Hungerniveau zu erreichen. Afrika südlich der Sahara sowie Südasien sind erneut die Regionen mit den höchsten Hungerraten. Der Bericht untersucht die Ernährungslage in 136 Ländern.
Nach Einschätzungen der beiden Organisationen sind die Bemühungen der Welt um eine Reduzierung des Hungers seit 2015 kaum noch vorangekommen. Krisen wie der Anstieg der Nahrungsmittelpreise, der durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter befeuert wurde, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie, der Klimawandel und immer mehr bewaffnete Konflikte verstärkten sich gegenseitig und führten dazu, dass rund eine Dreiviertelmilliarde Menschen täglich hungrig ins Bett gingen.
„Wenn weiter Hunger herrscht, müssen Kinder arbeiten, statt in die Schule zu gehen und Mädchen werden zu früh verheiratet. Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen und benachteiligte Gruppen sind betroffen, weil sie kaum noch Kapazitäten zur Bewältigung der verschiedenen Krisen haben“, kritisierte Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe. Geplanten Kürzungen der Entwicklungszusammenarbeit seien das falsche Signal.
Der Welthunger-Index widmet sich in diesem Jahr besonders der Situation der jungen Bevölkerung in vielen ärmeren Staaten. Gefordert wird eine Generationengerechtigkeit, um den Hunger zu reduzieren. Dazu gehören Investitionen in Bildung, Gesundheit und Ernährung.
„Ohne eine echte Perspektive für eine gesicherte Existenz werden junge Menschen ihre Heimatgebiete auch weiterhin verlassen. Ihre Kraft und Innovationsfähigkeiten haben das Potenzial, den Hunger langfristig zu beseitigen„, betonte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
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