Ausland

Kentucky verspricht allen Afroamerikanern eine Krankenversicherung

  • Freitag, 12. Juni 2020
US-Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear /picture alliance
US-Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear /picture alliance

Washington – Die Coronapandemie und die Massenproteste gegen Rassismus haben die Benachteiligung von Afroamerikanern in den USA wieder deutlich gemacht. Der Gouver­neur von Kentucky will nun zumindest im Gesundheitswesen für mehr Gerechtigkeit sor­gen.

Er versprach allen Afroamerikanern in dem US-Bundesstaat eine Krankenversiche­rung. „Die COVID-19-Epidemie hat die Ungleichheit unseres Gesundheitssystem bloß gelegt und die Folge dieser Ungleichheit ist der Tod“, sagte Andy Beshear kürzlich.

Der Schritt kam völlig unerwartet. Der Demokrat bedauerte, dass es erst einer Pandemie und Massenproteste gebraucht habe, um die Benachteiligung Schwarzer im Gesundheits­system anzugehen. „Gesundheit ist ein grundlegendes Menschenrecht“, sagte er.

Das Vorhaben sei eine „freudige Überraschung“, sagte die Professorin Lovoria Williams, die an der Universität Kentucky zu Ungleichheit im Gesundheitswesen forscht. „So etwas hat es meines Wissens noch nicht gegeben.“ 29 Prozent der Schwarzen in dem kleinen Bundesstaat im Osten der USA leben unterhalb der Armutsgrenze – doppelt so viele wie in der weißen Bevölkerung.

Auch der Gesundheitszustand der Afroamerikaner ist schlechter: Sie leiden häufiger unter Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wodurch sie besonders durch COVID-19 gefährdet sind. Obwohl nur acht Prozent der 4,5 Millionen Einwohner Kentu­ckys schwarz sind, liege ihr Anteil an den Coronatoten bei 16 Prozent, sagt Williams. „Ich glaube, jetzt erleben wir den Höhepunkt der ganzen Jahre der Ungleichheit“, so die Wissenschaftlerin.

Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd Ende Mai bei einem Polizei­einsatz in Minneapolis hatte eine Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA ausgelöst. Auch in Kentucky war im März eine Afroamerikanerin Opfer der Polizei ge­worden. Breonna Taylor wurde bei einem Einsatz in ihrer Wohnung in Louisville getötet. Das Risiko, von der Polizei getötet zu werden, ist nach Angaben des Forschungsprojekts Mapping Police Violence für Schwarze dreimal so hoch wie für Weiße.

Der Jurist Lawrence Gostin unterstützt die Initiative des Gouverneurs. Er bezweifle jedoch, dass der Vorstoß verfassungskonform sei, sagte der Leiter des O'Neill Instituts für natio­na­­les und weltweites Gesundheitsrecht.

Er kenne kein Beispiel, wo Krankenversicherung von der Hautfarbe abhängig gemacht worden wäre, sagt Gostin und warnt vor einem „gefährlichen Präzedenzfall“. In anderen Fällen könnten Sozialleistungen dann bevorzugt an „Weiße oder Anhänger einer be­stimmten Religion“ vergeben werden.

Durch die Gesundheitsreform des früheren US-Präsidenten Barack Obama verringerte sich der Anteil der Afroamerikaner in Kentucky ohne Krankenversicherung von 20 auf sechs Prozent. Viele haben nun über das staatliche Programm Medicaid für Geringverdiener Zugang zum Gesundheitssystem.

Dass Medicaid generell für Schwarze ausgeweitet wird, ist unwahrscheinlich. Um sein Versprechen einzulösen, muss Kentucky vermutlich mit privaten Krankenversicherern zusammenarbeiten und die Rechnung aus eigener Tasche bezahlen.

afp

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