Ausland

Kritik an Plänen für Schwangerschafts­abbrüche ohne Klinikaufenthalt in Italien

  • Montag, 10. August 2020
/Olena Sokalska, stockadobecom
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Rom – Die jüngsten Pläne der italienischen Regierung, den Einsatz der Pille „RU486“ für Schwangerschaftsabbrüche auch ohne Krankenhausaufenthalt zu erlauben, stoßen auf Kritik. Vorgestern hatte Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza Berichte über ent­sprechende Pläne auf Twitter bestätigt.

Die neuen Leitlinien sehen demnach einen Schwangerschaftsabbruch durch Mifepriston und Prostaglandin in der Tagesklinik und bis zur neunten Woche vor. Dies sei „ein wichti­ger Schritt vorwärts“ unter Achtung der bestehenden Rechtslage, so Speranza.

Die Pille „RU486“ im Krankenhaus nur zu verabreichen und die Frau dann nach Hause zu schicken, damit sie den Embryofötus allein ausstoße, sei „mit dem Risiko schwerer und tödlicher Blutungen verbunden“, zitierte die Zeitung „Avvenire" den Vorsitzenden der ka­tholischen Vereinigung „Scienza e Vita“, Alberto Gambino.

Zudem verstärke eine solche „Do-it-yourself'-Praxis“ die sozialen Auswirkungen des „Dra­mas des Schwangerschaftsabbruchs". Wichtig sei eine wirksame Präventionsarbeit. Dass es eine solche nicht gebe, sei seit Jahren ein „schweres Verschulden des Gesetzgebers“, so der Jurist.

Die Vorsitzende der italienischen Lebensschutzbewegung „Movimento per la Vita“, Marina Casini, sieht das Vorhaben vor allem ideologisch und wirtschaftlich begründet. Frauen würden im schwierigen Moment eines Schwangerschaftsabbruchs allein gelassen, wäh­rend die Vernichtung menschlichen Lebens weiter banalisiert werde.

Verteidiger der geplanten Neuerung weisen den Vorwurf zurück, Frauen würden allein gelassen. Die Einnahme der ersten Pille („RU486“) erfolge unter ärztlicher Aufsicht und Einweisung. Das den Abort auslösende Prostaglandin könne ebenfalls in einer Tagesklinik verabreicht werden.

Abgeordnete der im Parlament vertretenen Linksparteien begrüßten Speranzas Ankündi­gung. Italien hatte den Abtreibungswirkstoff Mifepriston als einer der letzten EU-Staaten im Juli 2009 gegen den Widerstand von Kirche und konservativen Parteien genehmigt.

kna

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