Ausland

Lage auf Ostägäis-Inseln bleibt angespannt

  • Mittwoch, 27. Dezember 2017
/dpa
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Athen – Die Situation in den überfüllten Flüchtlingslagern auf den Ostägäis-Inseln in Griechenland bleibt angespannt – obwohl die Regierung in Athen in den vergangenen Wochen Tausende Menschen von den Inseln aufs Festland gebracht hat. Das geht aus einer Erklärung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervor. Athen hat demnach zwar seit Mitte Oktober rund 6.000 Menschen zum Festland gebracht. Es harrten aber noch mehr als 10.000 Flüchtlinge und Migranten auf den Inseln aus. Griechenland wurde aufgerufen, noch mehr Menschen zum Festland zu bringen.

Unklar ist, ob die EU darüber informiert ist. Der EU-Türkei-Flüchtlingspakt vom März 2016 sieht vor, dass alle Flüchtlinge, die auf den Inseln der Ostägäis ankommen, von dort zurück in die Türkei gebracht werden müssen, wenn sie in Griechenland kein Asyl bekommen. Die Flüchtlingslager auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos sind restlos überfüllt.

Zusammenstöße zwischen Migranten

Am vergangenen Donnerstag war es auf Lesbos zu schweren Zusammenstößen zwischen Migranten gekommen. Dabei wurden mehr als 16 Menschen verletzt. In dem Auffanglager von Moria sind mehr als 5.500 Menschen untergebracht. Es hat aber nur eine Kapazität für rund 2.300 Menschen. Humanitäre Organisationen und die Bürgermeister dieser Inseln forderten seit Monaten Maßnahmen zur die Entlastung der Flüchtlingslager.

Bei rund 40 Prozent der Flüchtlinge und Migranten im Auffanglager „Moria“ auf der griechischen Insel Lesbos handelt es sich um Kinder, wie Ärzte ohne Grenzen dem griechischen Radiosender Athina984 mitteilte. Demnach lebten im stark überfüllten Flüchtlingslager mehr als 2.000 Kinder, davon 432 unbegleitete Minderjährige.

„In den Ambulanzen, die wir dort betreiben, sind 52 Prozent der Patienten unter fünf Jahre alt“, sagte Apostolos Veizis, medizinischer Leiter von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland. Doch nicht nur die Kinder litten unter der Situation vor Ort, auch viele Schwangere gehörten zu den Patienten. Zudem stünden rund 500 Menschen auf einer Warteliste zur Behandlung schwerer psychischer Probleme.

„Es gibt keinen politischen Willen, das Flüchtlingsproblem zu lösen“, kritisierte der Mediziner. Sowohl die Europäische Union als auch Griechenland seien in einem EU-Türkei-Abkommen gefangen, das sie für die Lösung des Problems hielten.

Seit dem Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Flüchtlinge, die nach Griechenland übersetzen, verringert. Neuankömmlinge werden seither auf den griechischen Inseln festgehalten und müssen dort Asyl beantragen. Die Bearbeitung der Anträge geht extrem langsam voran, sodass die Auffanglager (Hotspots) heillos überfüllt sind.

dpa

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