Mängel bei Versorgung Sterbender in britischen Krankenhäusern

London – Menschen, die in britischen Krankenhäusern ohne spezialisierte Palliativversorgung sterben, haben häufig „erhebliche und schlecht ermittelte unerfüllte Bedürfnisse“. Das berichtet eine britische Arbeitsgruppe in der Zeitschrift BMJ Supportive & Palliative Care (DOI: 10.1136/spcare-2023-004177).
Die Forscher bewerteten an einem Tag zwischen dem 25. April und dem 1. Mai 2022, wie gut die ganzheitlichen Bedürfnisse von 284 erwachsenen Patienten, die kurz vor dem Tod standen, aber nicht an Palliativdienste überwiesen wurden, erfüllt wurden. Patienten in Notaufnahmen oder auf Intensivstationen wurden nicht berücksichtigt.
Die Analyse umfasste das Fachgebiet der Station, Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und Diagnose des Patienten, Vorhandensein und Schweregrad der körperlichen Symptome, ob psychologische, spirituelle und soziale Bedürfnisse erfüllt wurden und ob ein Plan für die Ernährung und Flüssigkeitszufuhr vorlag.
Drei Viertel (76 Prozent) der sterbenden Patienten waren zwischen 75 und 94 Jahre alt, mehr als die Hälfte (54 Prozent) waren weiblich und die meisten (98 Prozent) waren weißer Herkunft. 44 von 284 (15 Prozent) hatten Krebs als Hauptdiagnose.
Die Auswertung ergab, dass drei Viertel der Patienten (213/284) körperliche Symptome aufwiesen: Schmerzen 24 Prozent, Atembeschwerden 24 Prozent, Sekretion der Atemwege 21 Prozent, Unruhe 23 Prozent, Übelkeit / Erbrechen 8 Prozent.
Bei fast einem Drittel (31 Prozent) waren die körperlichen Symptome mittelschwer bis schwer. Die Mundpflege war bei über der Hälfte (56 Prozent) schlecht.
Die meisten (86 Prozent) hatten weitere unerfüllte ganzheitliche Pflegebedürfnisse. Dazu gehörten spirituelle Bedürfnisse bei zwei Dritteln (67 Prozent), psychologische Bedürfnisse (60 Prozent) und soziale Bedürfnisse bei fast einem Fünftel (18 Prozent). 28 Prozent hatten keinen Plan für die Ernährung/Hydratisierung.
Insgesamt wiesen fast alle (93 Prozent) der untersuchten Patienten ungedeckte Bedürfnisse auf, wie die Bewertung ergab. Bei mehr als der Hälfte der Patienten (57 Prozent) war ein sofortiges Eingreifen der spezialisierten Palliativdienste erforderlich.
Die Arbeitsgruppe schränkt ein, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt. „Diese Ergebnisse sollten Anlass für weitere Untersuchungen sein und Anreize geben, die strategische Planung für die spezialisierte Palliativversorgung zu überdenken“, lautet aber ihr Fazit.
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