Mehr als 300.000 Afrikaner könnten an COVID-19 sterben

Addis Abeba − Die Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) geht von einer möglicherweise dramatischen Coronaentwicklung auf dem Kontinent aus. Ohne weitreichende Maßnahmen könnten mehr als 300.000 Menschen sterben, geht aus einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Bericht hervor. Aktuell gibt es demnach 18.765 registrierte Fälle von SARS-CoV-2 in Afrika. 971 Personen sind bislang an COVID-19 gestorben.
Grund für die düstere Prognose sind unter anderem die „fragilen Gesundheitssysteme“, auf die nun zusätzliche Kosten zukämen. Auch werde das Wirtschaftswachstum den Experten zufolge von 3,2 Prozent auf 1,8 Prozent sinken. Damit würden knapp 27 Millionen Menschen in extreme Armut getrieben.
Andere Schätzungen gehen von einer noch weitaus schlechteren Entwicklung aus. Zudem verfüge nur etwa jeder dritte Haushalt auf dem Kontinent über die grundlegende Ausstattung, die zum Händewaschen benötigt wird. Um das zu ändern, seien umgehend 100 Milliarden US-Dollar nötig, so die Exekutivsekretärin der Organisation, Vera Songwe.
Nach Einschätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR) sind Flüchtlinge und Migranten in West- und Zentralafrika besonders von den Folgen der Pandemie betroffen. Geschlossene Grenzen, mit denen die Corona-Ausbreitung verhindert werden soll, machten ihnen besonders zu schaffen und zwängen sie zu illegalen Grenzübertritten.
Flüchtlingslager im Sahel seien völlig überlaufen. In West- und Zentralafrika gibt es 5,6 Millionen Binnenvertriebene, 1,3 Millionen Flüchtlinge und 1,6 Millionen Staatenlose.
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) blickt mit großer Sorge auf die schnelle Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Afrika. In der vergangenen Woche habe sich die Zahl der Infizierten auf dem Kontinent um 51 Prozent erhöht, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am vergangenen Freitag bei einer Online-Pressekonferenz. Die Zahl der Todesopfer sei um 60 Prozent gestiegen.
Angesichts des Mangels an Corona-Tests gebe es aber wohl eine hohe Dunkelziffer. Die WHO rief dazu auf, die afrikanischen Länder im Kampf gegen die Pandemie finanziell und durch die Lieferung medizinischer Ausrüstung zu unterstützen.
Die Ausbreitung des Virus in Afrika könne noch unter Kontrolle gebracht werden, sagte der WHO-Direktor für Notfälle, Michael Ryan. Um dies zu erreichen, müssten die Anstrengungen zur Bekämpfung des Coronavirus aber intensiviert werden.
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