Millionen Kinder aufgrund der Pandemie ohne Grundimpfschutz

Genf – Als Folge der Coronapandemie sind inzwischen 12,5 Millionen Kinder in ärmeren Ländern ohne Impfschutz gegen Diphtherie, Keuchhusten und Wundstarrkrampf. Das teilte die internationale Impfallianz Gavi heute in Genf mit.
Demnach sank die Durchimpfungsrate bei den Grundimmunisierungen in Entwicklungsländern um einen weiteren Prozentpunkt im vergangenen Jahr, nachdem sie im ersten Pandemiejahr 2020 schon um vier Prozentpunkte zurückgegangen war. Sie liegt jetzt bei 77 Prozent. Gavi zufolge zeigen sich jedoch Anzeichen einer Verbesserung.
Hinter den Zahlen stehe eine „menschliche Tragödie enormen Ausmaßes“, sagte Seth Berkley, britischer Epidemiologe und Chef der öffentlich-privaten Impfallianz. Millionen Kinder hätten lebensrettende Impfungen verpasst und seien nun anfällig für einige der tödlichsten Krankheiten der Welt.
Die Impfkampagnen müssten zurück in die Spur. „Kein Elternteil sollte den Verlust eines Kindes aufgrund einer verhütbaren Erkrankung erleiden müssen“, sagte Berkley.
Laut Gavi erlebte vor allem der Kongo nach Jahren erfolgreicher Impfprogramme einen Rückschlag. Seit 2019 fiel dort die Durchimpfungsrate bei Kindern von 73 auf 65 Prozent. In Indien sank sie von 91 auf 85 Prozent. Auch Nordkorea, Myanmar und Mosambik verzeichneten starke Rückgänge.
Hingegen nahmen laut Mitteilung in 19 von 57 untersuchten Ländern mit niedrigen Einkommen die Routineimpfungen zu. Pakistan habe die Quote wieder auf das Niveau vor der Pandemie gebracht. Tschad und Niger hätten den Anteil ungeimpfter Kinder in den Jahren 2019 bis 2021 um 16 beziehungsweise 20 Prozent verringert.
Als Grund für die Impfrückgänge während der Pandemie nannte Gavi Ausgangsbeschränkungen und andere Unterbrechungen, von denen sich einige Länder langsamer erholten als andere. Hinzu kämen geburtenstärkere Jahrgänge in Afrika.
Nach eigenen Angaben half Gavi seit der Gründung im Jahr 2000 bei der Grundimpfung von mehr als 981 Millionen Kindern weltweit und trug so zur Senkung der Kindersterblichkeit in 73 ärmeren Ländern bei.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: