Missstände in Pflegeheimen: Französische Regierung ermittelt
Paris – Nach Berichten über Missstände in Seniorenheimen eines kommerziellen Anbieters hat die französische Regierung behördliche Untersuchungen eingeleitet.
„Wie werden uns nicht mit Erklärungen bei einem Termin im Ministerium zufriedengeben“, sagte die für Senioren zuständige beigeordnete Ministerin Brigitte Bourguignon heute dem Sender France Info. Die Ministerin hatte die Leitung der Orpea-Seniorenheime am Vormittag zu einem Krisengespräch einbestellt.
„Wir wollen sehr deutlich machen, dass man sich bei der Leitung von Seniorenheimen nicht alles erlauben kann“, sagte die Ministerin. Es handle sich um ein einträgliches Geschäft, aber das dürfe nicht auf Kosten der guten Behandlung geschehen, fügte sie hinzu.
Ein Enthüllungsbuch des französischen Journalisten Victor Castanet mit dem bezeichnenden Titel „Die Totengräber“ hatte in Frankreich einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Er beschreibt, wie in privaten Pflegeheimen Personal, Essen sowie Seniorenwindeln und Medikamente rationiert würden, um die Rentabilität zu erhöhen.
Das Unternehmen Orpea hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und eine interne Untersuchung angekündigt. Vorgestern Abend gab das Unternehmen einen Wechsel an der Spitze bekannt.
Unterdessen bereiten mehrere Familie eine Gruppenklage vor. Sie werfen Orpea unter anderem fahrlässige Tötung, Gefährdung des Lebens, Vernachlässigung und unterlassene Hilfeleistung vor.
In Frankreich gibt es etwa 7.500 Pflegeheime für Senioren, in denen gut 600.000 Menschen leben. Etwa die Hälfte von ihnen ist in öffentlicher Trägerschaft, 30 Prozent sind gemeinnützig. 20 Prozent sind in der Hand kommerzielle Anbieter.
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