Ausland

Missstände in Pflegeheimen: Französische Regierung ermittelt

  • Dienstag, 1. Februar 2022

Paris – Nach Berichten über Missstände in Seniorenheimen eines kommerziellen Anbieters hat die fran­zösische Regierung behördliche Untersuchungen eingeleitet.

„Wie werden uns nicht mit Erklärungen bei einem Termin im Ministerium zufriedengeben“, sagte die für Senioren zuständige beigeordnete Ministerin Brigitte Bourguignon heute dem Sender France Info. Die Ministerin hatte die Leitung der Orpea-Senio­ren­heime am Vormittag zu einem Krisengespräch einbe­stellt.

„Wir wollen sehr deutlich machen, dass man sich bei der Leitung von Seniorenheimen nicht alles erlau­ben kann“, sagte die Ministerin. Es handle sich um ein einträgliches Geschäft, aber das dürfe nicht auf Kosten der guten Behandlung geschehen, fügte sie hinzu.

Ein Enthüllungsbuch des französischen Journalisten Victor Castanet mit dem bezeichnenden Titel „Die Totengräber“ hatte in Frankreich einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Er beschreibt, wie in privaten Pflegeheimen Personal, Essen sowie Seniorenwindeln und Medikamente rationiert würden, um die Ren­ta­bilität zu erhöhen.

Das Unternehmen Orpea hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und eine interne Untersuchung angekün­digt. Vorgestern Abend gab das Unternehmen einen Wechsel an der Spitze bekannt.

Unterdessen bereiten mehrere Familie eine Gruppenklage vor. Sie werfen Orpea unter anderem fahrlässi­ge Tötung, Gefährdung des Lebens, Vernachlässigung und unterlassene Hilfeleistung vor.

In Frankreich gibt es etwa 7.500 Pflegeheime für Senioren, in denen gut 600.000 Menschen leben. Etwa die Hälfte von ihnen ist in öffentlicher Trägerschaft, 30 Prozent sind gemeinnützig. 20 Prozent sind in der Hand kommerzielle Anbieter.

afp

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