Weniger Kontrollen in Pflegeheimen wegen Coronakrise

Berlin – Der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) hält es für wichtig, die Regelprüfungen in Pflegeheimen zeitnah wieder aufzunehmen. Das sei mit Blick auf die pflegebedürftigen Menschen und ihren Schutz „notwendig“, sagte MDS-Geschäftsführer Peter Pick heute anlässlich der wegen der Coronakrise vorübergehend ausgesetzten Regelprüfungen.
Die Medizinischen Dienste (MDK) seien für den Beginn der Qualitätsprüfungen ab dem 1. Oktober vorbereitet, versicherte er heute. Diese würden unter Einhaltung der Hygieneregeln umgesetzt. „Nach wie vor gilt es, die besonders gefährdeten pflegebedürftigen Menschen weiterhin vor Infektionen zu schützen, gleichzeitig ist aber die Einhaltung einer qualitativ guten Versorgung sicherzustellen“, so Pick.
Regelkontrollen durch den MDK hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im März ausgesetzt, vorläufig bis Ende September. Das Personal in den Heimen sollte dadurch entlastet und die Pflegebedürftigen vor Coronainfektionen geschützt werden. Bei Verdacht auf Missstände sollte weiter anlassbezogen geprüft werden.
Dass kaum noch Prüfungen stattgefunden haben, zeigen Zahlen, über die das ARD-Magazin „Report Mainz“ heute berichtet. Demnach hat der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) seit März nur noch 51 anlassbezogene Prüfungen in ganz Deutschland vorgenommen. Das sind 56 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum der drei Vorjahre.
„Report Mainz“ hatte alle Medizinischen Dienste der Krankenversicherung und Heimaufsichten angeschrieben. Für die MDK habe der Spitzenverband MDS geantwortet, so das Magazin. Von den angefragten 278 Heimaufsichten hätten 132 verwertbare Daten geliefert. Davon hätten 48 Prozent angegeben, dass die Zahl der anlassbezogenen Prüfungen zurückgegangen sei.
Das Magazin zitiert Sozialwissenschaftler Stefan Sell von der Hochschule Koblenz mit den Worten: „Die Ergebnisse sind gelinde gesagt dramatisch vor dem Hintergrund, dass wir in den vergangenen Wochen und Monaten in vielen Pflegeheimen einen quasi rechtsfreien Raum hatten.“ Es habe lange niemanden gegeben, der geschaut habe, was mit den Menschen in Pflegeheimen passiert sei.
Solche Kontrollen werden nicht selten auf Betreiben von Angehörigen veranlasst, die Qualitätsdefizite in der Pflege bemängeln. Wegen der Coronaeinschränkungen durften allerdings viele Angehörige lange Zeit nicht mehr in die Heime hinein.
Report Mainz berichtet weiter, das Bundesgesundheitsministerium habe auf Anfrage mitgeteilt, dass man aktuell plane, ab 1. Oktober wieder mit Regelkontrollen zu beginnen. Die Aussetzung der Regelkontrollen sei eine schwierige Abwägung gewesen zwischen dem Infektionsschutz auf der einen sowie der Sicherstellung eines ausreichenden Qualitätsniveaus in der Pflege auf der anderen Seite.
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