Nawalny-Arzt wird Gesundheitsminister in Region Omsk

Omsk – Der durch die Behandlung des vergifteten Kremlgegners Alexej Nawalny in die Kritik geratene Chefarzt der Klinik in der sibirischen Stadt Omsk ist zum Gesundheitsminister der Region befördert worden.
Der 49-jährige Alexander Murachowski übernehme die Verantwortung für das Gebiet mit rund zwei Millionen Menschen, teilte Gouverneur Alexander Burkow vorgestern in Omsk mit.
Murachowski war durch Pressekonferenzen vom 20. bis 22. August international bekannt geworden, er hatte Nawalny nach seinem Kollaps lediglich eine Stoffwechselstörung bescheinigt. Hinweise auf eine Vergiftung hatte es nach seinen Angaben nicht gegeben.
Nawalny, der nach einem mehrwöchigen künstlichen Koma in der Berliner Charité weiter in Deutschland behandelt wird, kritisierte die Personalie. Der Arzt werde nun für die „Fälschung“ seiner Diagnose ausgezeichnet, schrieb der Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin vorgestern bei Telegram.
Der russische Oppositionsführer Nawalny ist nach Untersuchungen mehrerer Labore mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Das Nervengift ist international als Chemiewaffe geächtet. Die EU hat deshalb mehrere russische Funktionäre mit Sanktionen belegt.
Die Führung in Moskau bestreitet, dass es eine Vergiftung gegeben habe in Russland und fordert Beweise. Die Bundesregierung, die sich für Nawalnys Behandlung in Deutschland eingesetzt hatte, sieht Russland in der Pflicht, den Fall aufzuklären.
In Russland sind unterdessen erstmals seit Beginn der Pandemie mehr als 20.000 neue Infektionen mit dem CoronavirusSARS-CoV-2 an einem Tag registriert worden.
Damit habe es seit Beginn der Pandemie im Frühjahr mehr als 1,7 Millionen erfasste Fälle gegeben, teilten die Behörden am Freitag in Moskau mit. Seit Anfang Oktober gibt es in dem flächenmäßig größten Land der Erde beinahe täglich neue Höchstwerte.
Am stärksten betroffen ist derzeit Europas größte Metropole Moskau. In der Hauptstadt wurden am Freitag 6.000 Neuinfektionen bekannt. Groß ist die Sorge bei den Menschen, dass es einen Lockdown wie im Frühjahr geben könnte.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax zufolge, angesichts weiter steigender Zahlen würden „zusätzliche Maßnahmen“ ergriffen. Eine Quarantäne sei aber nicht geplant.
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