Politik

Chemischer Nervenkampfstoff bei Nawalny nachgewiesen

  • Mittwoch, 2. September 2020
Sanitäter vom Bundeswehr Rettungsdienst bringen die Spezialtrage, mit der Nawalny in die Charite eingeliefert wurde, zurück in den Krankenwagen. /picture alliance, Kay Nietfeld
Sanitäter vom Bundeswehr Rettungsdienst bringen die Spezialtrage, mit der Nawalny in die Charite eingeliefert wurde, zurück in den Krankenwagen. /picture alliance, Kay Nietfeld

Berlin – Der russische Oppositionspolitiker und Kremlkritiker Alexej Nawalny, der derzeit in der Berliner Charité behandelt wird, ist vergiftet worden. Ein Speziallabor der Bundes­wehr habe bei einer toxikologischen Untersuchung den „zweifelsfreien Nachweis eines chemischen Nervenkampfstoffes der Nowitschok-Gruppe erbracht“, teilte der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, heute mit.

Die Charité hatte Proben Nawalnys zuvor in das Labor geschickt. Nawalny war am 22. Au­gust mit Vergiftungserscheinungen aus Russland kommend zur ärztlichen Behandlung nach Berlin geflogen worden.

Die Charité Berlin erklärte heute, die Symptomatik der durch eine nachgewiesene Vergif­tung ausgelösten Cholinesterase-Hemmung sei „zunehmend rückläufig“. Grund sei eine schritt­weise Regeneration der Cholinesterase-Aktivität.

Nawalny werde weiterhin auf einer Intensivstation behandelt und maschinell beatmet. Mit einem längeren Krankheitsverlauf sei zu rechnen, schreibt die Universitätsklinik. Langzeitfolgen der schweren Vergiftung seien „weiterhin nicht auszuschließen“.

Die Bundesregierung verurteilte den Angriff heute auf das Schärfste. Es sei „ein bestür­zender Vorgang, dass Alexej Nawalny in Russland Opfer eines Angriffs mit einem chemi­schen Nervenkampfstoff geworden ist“, so Seibert. Die russische Regierung sei „dringlich aufge­fordert, sich zu dem Vorgang zu erklären“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte am frühen Abend, das Verbrechen richte sich gegen „die Grundwerte, für die wir eintreten“. Nawalny sei „Opfer eines Verbrechens“ geworden. Man habe ihn zum Schweigen bringen wollen. Es stellten sich nun „sehr schwerwiegende Fragen“, die nur die russische Regierung beantworten könne und die diese nun beantworten müsse, sagte sie.

Das Auswärtige Amt hat heute den russischen Botschafter einbestellt. „Ihm wurde da­bei noch­mals unmissverständlich die Aufforderung der Bundesregierung übermittelt, die Hinter­gründe dieser nun nachweislichen Vergiftung von Alexej Nawalny vollum­fäng­lich und mit voller Transparenz aufzuklären“, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD).

Die Ehefrau Nawalnys und die behandelnden Ärzte sind über die Untersuchungsergeb­nisse unterrichtet worden. Am Nachmittag sind die Fraktionen des Bundestags informiert worden. Die Regierung will auch mit der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) Kontakt auf­neh­men. Ebenso werde man mit den Partnern in der EU und der NATO sprechen, betonte Merkel.

may

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