Ausland

Tuberkulose weltweit auf dem Vormarsch

  • Donnerstag, 27. Oktober 2022

Genf – Die Tuberkulose (TB) nimmt weltweit zu. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem neuen Welttuberkulosebericht 2022. Danach erkrankten im vergangenen Jahr schätzungsweise 10,6 Millionen Men­schen an der Infektionskrankheit, was einem Anstieg von 4,5 Prozent gegenüber 2020 ent­spricht.

1,6 Millionen Menschen starben an TB, darunter 187.000 HIV-Positive. Die Belastung durch arzneimittelresis­tente Tuberkulose hat zwischen 2020 und 2021 laut Bericht um drei Prozent zugenommen.

Probleme bei der Bereitstellung von grundlegenden TB-Diensten und dem Zugang zu diesen Diensten haben der WHO zufolge dazu geführt, dass viele Menschen mit TB nicht diagnostiziert und behandelt wurden. Grün­de dafür seien die Coronapandemie und anhaltende Konflikte zum Beispiel in Afrika und im Nahen Osten.

Die gemeldete Zahl der neu diagnostizierten Tuberkulosepatienten sank deshalb von 7,1 Millionen im Jahr 2019 auf 5,8 Millionen im Jahr 2020. Im Jahr 2021 erholte sich die Zahl zwar teilweise auf 6,4 Millionen, lag aber immer noch deutlich unter dem Niveau von vor der Pandemie.

Der Rückgang der gemeldeten Zahl der Menschen, bei denen TB diagnostiziert wurde, deutet aus Sicht der WHO darauf hin, dass die Zahl der Menschen mit nicht diagnostizierter und unbehandelter TB gestiegen ist, was zu einer höheren Zahl von Todesfällen und einer stärkeren Übertragung der Infektion in der Gemeinschaft führte.

Die Zahl der Menschen, die eine Behandlung gegen Rifampicin-Resistente-TB und multiresistente TB erhiel­ten, ist dem WHO-Report zufolge zwischen 2019 und 2020 zurückgegangen. Die gemeldete Zahl der Men­schen, die im Jahr 2021 eine Behandlung gegen Rifampicin-Resistente-TB begannen, lag bei 161.746, was nur etwa einem Drittel der Bedürftigen entspreche.

Der WHO-Bericht stellt zudem einen Rückgang der weltweiten Ausgaben für wesentliche TB-Dienste von sechs Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 5,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 fest. Dies sei weniger als die Hälfte des globalen Ziels von 13 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2022.

„Wenn uns die Pandemie etwas gelehrt hat, dann, dass wir mit Solidarität, Entschlossenheit, Innovation und dem gerechten Einsatz von Mitteln schwere Gesundheitsbedrohungen überwinden können. Lassen Sie uns diese Lehren auf die TB anwenden“, mahnte der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Der Bericht kann aber auch Positives vermelden: Zum Beispiel hätten mehr Menschen, die mit HIV leben, eine präventive TB-Behandlung erhalten – nämlich statt den angestrebten sechs Millionen Menschen mehr als zehn Millionen.

Sieben Länder mit hoher TB-Belastung – Äthiopien, Kenia, Lesotho, Namibia, Südafrika, die Vereinigte Republik Tansania und Sambia – haben das für 2020 gesetzte Ziel einer Senkung der TB-Inzidenzrate um 20 Prozent im Vergleich zu 2015 erreicht oder übertroffen.

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 3.896 TB-Neuerkrankungen gemeldet, sechs Prozent weniger als im Jahr 2020. Die Inzidenz betrug 4,7 pro 100.000 Einwohner. Das berichtete das Robert-Koch-Institut (RKI) im März dieses Jahres im Epidemiologischen Bulletin (11/2022).

hil

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