UNO sieht Agenda 2030 „in Gefahr“

New York – Die UNO hat davor gewarnt, dass die globalen Ziele zu Armutsbekämpfung und nachhaltiger Entwicklung womöglich nicht erreicht werden.
„Wenn wir jetzt nicht handeln, könnte die Agenda 2030 zu einem Epitaph für eine Welt werden, die hätte sein können“, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres in der Einleitung zu einem gestern veröffentlichten Bericht, der die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 bewertet.
Die Agenda 2030 war 2015 von den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen beschlossen worden. Sie umfasst 17 Ziele zur Abschaffung extremer Armut und für eine gerechtere Welt. Auf „halbem Weg“ zum Jahr 2030 sei dieses Versprechen „in Gefahr“, heißt es in dem Bericht. Die nachhaltigen Entwicklungsziele würden „im Rückspiegel verschwinden“.
Für den Bericht untersuchten Experten 140 Bereiche, die im Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung festgelegt worden waren – vom Zugang zur Gesundheitsversorgung über den Kampf gegen den Klimawandel bis hin zur Bekämpfung von Ungleichheit und zu einem gleichberechtigten Zugang zu Energieversorgung.
Sie kamen zu dem Schluss, dass bei rund einem Drittel der Ziele seit 2015 entweder keine Fortschritte oder sogar Rückschritte gemacht wurden. Bei etwa der Hälfte der Ziele wurde eine mäßige oder starke Abweichung vom gewünschten Kurs festgestellt.
Halte der derzeitige Trend an, werden nach Einschätzung der Experten im Jahr 2030 rund 575 Millionen Menschen noch immer in Armut leben, die meisten von ihnen im südlichen Afrika. „Schockierenderweise ist der Hunger in der Welt so groß wie seit 2005 nicht mehr“, heißt es in dem Bericht.
Hinsichtlich der Bildungschancen prangert der Bericht die „verheerenden“ Auswirkungen der Coronapandemie an. Ohne neue Maßnahmen werde nur jedes sechste Land das Ziel des allgemeinen Zugangs zur Sekundarbildung erreichen. 84 Millionen Kinder würden im Jahr 2030 nicht zur Schule gehen.
Auch Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter sieht der Bericht skeptisch. Demnach würde es bei dem derzeitigen Tempo 286 Jahre dauern, um die juristische Lücke zwischen den Geschlechtern zu schließen und diskriminierende Gesetze abzuschaffen, sowie 300 Jahre, um die Kinderehe abzuschaffen.
Am stärksten seien die Entwicklungsländer „von unserem kollektiven Versagen“ betroffen, mahnte Guterres. Sie seien „unter einem Schuldenberg begraben“. Vor diesem Hintergrund riefen die Vereinten Nationen zu einem Gipfeltreffen am 18. und 19. September auf, um einen „Rettungsplan“ für die Ziele der Agenda 2030 zu verabschieden.
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