Weltgesundheitsorganisation warnt vor Zucker und Süßstoffen in Babynahrung

Kopenhagen – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor Zucker und Süßstoffen in Babynahrung. Eine frühzeitige Gewöhnung an gesüßte Nahrungsmittel könne für den Rest des Lebens die Gefahr von Übergewicht und Zerstörung der Zähne durch Kariesbefall fördern, erklärte das europäische WHO-Büro heute.
Bei einer Untersuchung von rund 8.000 Produkten sei festgestellt worden, dass in etwa der Hälfte von ihnen mehr als 30 Prozent der enthaltenen Kalorien aus Zucker bestand. Ein erheblicher Teil der Produkte – zwischen 28 und 60 Prozent – wurde für Säuglinge unter sechs Monaten geeignet vermarktet. Die Produkte stammten aus mehr als 500 Geschäften in den Städten Wien, Sofia, Budapest und dem israelischen Haifa.
Obwohl diese Werbung nach dem Recht der Europäischen Union zulässig sei, zolle sie weder dem Internationalen Kodex der WHO für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten noch der WHO-Richtlinie Anerkennung, bemängelte die WHO. Die WHO empfiehlt, Babys in den ersten sechs Monaten ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Insofern sei es irreführend, wenn auf den Etiketten von Nahrungsmitteln stehe, dass sie für Babys unter sechs Monaten geeignet seien.
Sämtliche gesüßten Getränke, auch Fruchtsäfte, sollten laut WHO den Hinweis tragen, dass sie für Kinder unter drei Jahren nicht geeignet sind. Nach den Statistiken der WHO besteht die Gefahr, dass die Lebenserwartung der Europäer wegen Übergewichtsproblemen sinken könnte.
Klöckner will Zuckerzusatz in Tees für Babys und Kleinkinder verbieten
In Deutschland hat Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) Ende vergangenen Jahres die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für weniger Zucker, Fette und Salz in Fertignahrungsmitteln im Kabinett beschlossen. Verankert in der Strategie ist auch, dass Zucker und andere süßende Zutaten in Baby- und Kleinkindertees verboten werden.
Eine Verordnung, die das ermöglicht, hat die Ministerin Ende Juni vorgelegt. Luise Molling, Campaignerin bei Foodwatch wirft Klöckner „Symbolpolitik“ vor. „Anstatt Kinder wirklich zu schützen, indem man Kindermarketing für Zuckerbomben verbietet oder den Nutriscore einführt, werden Nischenprodukte reguliert, die es kaum noch auf dem Markt gibt“, kritisierte sie die Ministerin auf Twitter.
Die WHO hat bereits einen Entwurf für ein Nährwertprofilmodell (NPM) für Kinder im Alter von 6 bis 36 Monaten entwickelt. Er wurde anhand von Etiketteninformationen von 1.328 Produkten validiert, die 2016 bis 2017 in drei Ländern auf dem Markt waren, und 2018 in sieben weiteren Ländern mit weiteren 1.314 Produkten getestet.
Mit dem NPM sollen Lebensmittel ausfindig gemachen werden, die für an Kleinkinder gerichtete Werbung ungeeignet sind. Das Modell wurde den Mitgliedstaaten und den Interessensgruppen zur Prüfung und weiteren Diskussion vorgelegt.
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