Krebsmedizin: KI-Assistent soll Fachwissen in laienverständliche Inhalte übertragen

München – Viele Krebspatienten suchen online nach Informationen zu ihrer Krankheit und zu therapeutischen Optionen. Eine Arbeitsgruppe der Technischen Universität München (TUM) und des TUM Klinikums erhält jetzt eine Millionenförderung von Google.org für ihr Projekt „AIdvice“.
Dieses verfolgt das Ziel, aktuelles, evidenzbasiertes Fachwissen in nachvollziehbare und gleichzeitig individuell angepasste Antworten zu übersetzen.
Verständliche und verlässliche Informationen sind für Menschen mit einer Krebserkrankung sehr wichtig, aber häufig schwer zu finden. Medizinische Leitlinien sind oft so komplex formuliert, dass viele Patienten sie nicht verstehen. Gleichzeitig kursieren im Internet viele Falschinformationen.
Hier setzen die Münchner Forscher um Florian Matthes, Professor für Software Engineering betrieblicher Informationssysteme an der TUM, und Jan Peeken, geschäftsführender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, an.
Der „AIdvice Assistant“ soll ein Large Language Model (LLM) mit einer speziell entwickelten Wissensdatenbank kombinieren. Diese enthält relevante Leitlinien zur Krebstherapie. Nutzer können dem Assistenten Fragen zu ihrer Krebserkrankung stellen, ähnlich wie bei bekannten Sprachmodellen.
Im Unterschied zu diesen greift der Chatbot bei der Beantwortung der Fragen aber ausschließlich auf gesicherte Informationen zurück, die in der Datenbank enthalten sind. Dadurch wird das Risiko von Halluzinationen minimiert, also ausgedachter oder falscher Antworten.
„Das Sprachmodell soll aber nicht nur Antworten liefern, sondern sie dabei auch einer faktenbasierten Überprüfung unterziehen“, sagte Matthes. Der KI-Assistent soll dazu jede Antwort in einzelne Aussagen zerlegen, diese mit der Wissensdatenbank abgleichen und mit den Originalquellen verknüpfen. So lasse sich jede Information bis zur Ursprungsquelle zurückverfolgen – etwa eine Passage aus einer medizinischen Leitlinie.
Der „AIdvice Assistant“ richtet sich an Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen, die nach Unterstützung bei Fragen beispielsweise zu Therapie, Nebenwirkungen oder Prävention suchen. Aber der Assistent soll künftig auch medizinisches Fachpersonal dabei unterstützen, evidenzbasiertes Wissen schneller zu finden.
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