Hochschulen

Medizininformatik­initiative startet Datenportal für klinische Forschung

  • Mittwoch, 5. Oktober 2022
/metamorworks, stock.adobe.com
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Berlin – Die Medizininformatikinitiative (MII) hat heute in Berlin ein Datenportal für die klinische Forschung vorgestellt. Forschende in ganz Deutschland sollen künftig über das Deutsche Forschungsdatenportal Ge­sund­heit (FDPG) Zugang zu Gesundheitsdaten aus der Universitätsmedizin beantragen können.

Das Portal soll eine zentrale Anlaufstelle für Forschende werden, die Daten der deutschen Universitätsmedi­zin für ihre Studien nutzen wollen, erklärte Sebastian C. Semler, Geschäftsführer der Technologie- und Metho­denplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) und Leiter der MII-Koordinationsstelle.

„Das FDPG ist eine wichtige Instanz in der Digitalstrategie für eine datengetriebene Medizin in Deutschland“, sagt er. „Wir bieten mit diesem Portal erstmals die Möglichkeit, die verfügbaren Datenbestände aus der Ver­sor­gungsdokumentation aller deutschen Universitätskliniken über einen zentralen Zugang abzufragen und zu beantragen.“

Darüber hinaus würden sich Kooperationen mit weiteren Akteuren genauso in Vorbereitung befinden wie der Anschluss weiterer Datenbestände. Betrieben wird das Portal von der TMF, die gemeinsam mit dem Medizi­ni­schen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) die MII-Koordinati­ons­stelle stellt.

Daten, die an den Universitätskliniken ständig und in großer Zahl anfielen, könnten durch die neue Infrastruk­tur nun zwischen diesen geteilt werden, erklärte VUD-Generalsekretär Jens Bussmann: „Das bedeutet, dass wir für viele medizinische Fragestellungen jetzt einen viel breiteren Datensatz, beziehungsweise besser gesagt Datenschatz, nutzen können – was wiederum ganz neue Möglichkeiten schafft und einen absoluten Mehrwert für das gesamte Gesundheitssystem bietet.“

Diese verbesserte Datennutzung werde zu passgenaueren Diagnose- und Behandlungsentscheidungen führen, neue Erkenntnisse für die nachhaltige und wirksame Bekämpfung von Krankheiten schaffen und dazu beitra­gen, die Versorgung insgesamt zu verbessern.

Als Datenquellen seien die Routinedaten aus der Krankenversorgung erschlossen und in einem einheitlichen harmonisierten Datenformat bereitgestellt worden, dem FIHR-basierten Spezifikationen für die sogenannten MII-Kerndatensatzmodule, erklärte Hans-Ulrich Prokosch von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Zum aktuellen Zeitpunkt handele es sich dabei noch um demografische Daten zu den Patienten und Fallin­formationen, Diagnosen, Prozeduren, Laborergebnisse und Medikationsanordnungen. Auch Informationen zu Bioproben sollen schrittweise abfragbar sein. Die Daten werden von den Datenintegrationszentren bereitge­stellt, die im Rahmen der MII bundesweit an universitätsmedizinischen Standorten aufgebaut wurden. Die Datenhoheit bleibe bei den einzelnen Standorten.

Mit einer Machbarkeitsanfrage sollen Forschende erfahren, wie viele Fälle für ihre Suchkriterien bundesweit vorhanden sind und beantragt werden können. Die Anträge werden dann von den sogenannten Use and Ac­cess Committees (UAC) an den jeweiligen Universitäten beschieden, die laut Semler aller vier bis sechs Wo­chen zusammentreten und in denen Vertreter verschiedener Fachrichtungen, der Ethikkommissionen, aus den Datenintegrationszentren und von Patientenorganisationen sitzen.

Die UACs seien angehalten, auf Anfragen innerhalb von vier bis acht Wochen zu reagieren und innerhalb von noch einmal vier bis acht Wochen einen Vertragsabschluss zur Datennutzung zustande zu bringen. „Im Maxi­mum reden wir da also von 16 Wochen“, erklärte Prokosch.

Vorerst startet das Portal mit einer Testphase, in der ausschließlich Forschende der MII-Standorte Anfragen und Anträge stellen können. Ab dem kommenden Jahr soll der Kreis der Berechtigten ausgebaut werden. Dann sollen auch die Funktionen des Portals nutzerorientiert weiterentwickelt werden.

In weiteren Schritten sollen auch andere Datenbestände aus dem ambulanten und regionalen Bereich sowie von Krankenkassen und medizinischen Registern eingebunden werden. „Das ist der Ausgangspunkt für Entwick­lungen, die wir in den kommenden Jahren weiter ausbauen wollen“, erklärte Prokosch.

lau

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