Parkinson-Früherkennung im Fokus
Leipzig – Auf neue Möglichkeiten, Morbus Parkinson früher und genauer zu diagnostizieren, hat das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) hingewiesen. „Morbus Parkinson – an dem in Deutschland rund 300.000 Menschen leiden – ist eben nicht nur eine Krankheit, bei der motorische Ausfälle auftreten, sondern eine, die auch mit einer Vielzahl von weiteren Störungen einhergeht“, sagte Joseph Claßen, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am UKL zum heutigen Welt-Parkinson-Tag.
Symptome, die von Riechstörungen und bestimmten Schlafstörungen bis zu Depressionen reichten, träten mitunter schon zehn Jahre vor Ausbruch der Bewegungsstörungen auf. „Deren Behandlung wird im Verlaufe der Erkrankung von vielen Patienten als wichtiger eingeschätzt als die Probleme bei der Beweglichkeit“, sagte Claßen. Er ist zusammen mit Dorothee Saur Kongresspräsident des diesjährigen Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Die Entwicklung wirksamer Therapien krankte lange daran, dass die Parkinsonkrankheit erst spät eindeutig sichtbar wird. „Die allerersten Symptome sind immer nicht motorischer Art, sondern betreffen Schlaf, Verdauung und Stimmung der Patienten. Man erkennt meist nicht, dass das Vorboten einer Parkinsonkrankheit sind, weil die charakteristischen Krankheitszeichen noch fehlen“, erklärt Jens Volkmann, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg und erster Vorsitzender der Deutschen Parkinson-Gesellschaft. Bevor das typische Zittern einsetze, seien bereits 80 Prozent der dopaminergen Nervenendigungen und bis zu 50 Prozent der Nervenzellen in der Substantia nigra im Gehirn unwiederbringlich untergegangen.
Im Februar 2017 hat eine deutsche Arbeitsgruppe, an der auch Volkmann beteiligt war, eine Arbeit in „Acta Neuropathologica“ publiziert, die die Chance auf einen Durchbruch in der Therapieforschung deutlich erhöht. Die Neurologen aus Würzburg und Marburg konnten zeigen, dass Parkinson Jahre vor Ausbruch der motorischen Symptome in der Haut feststellbar ist.
Mit einer einfachen Biopsie lassen sich Ablagerungen des Parkinsonmarkers Alpha-Synuclein in Hautnervenzellen nachweisen. Mit dem Test können Forscher Parkinsonpatienten in frühen Stadien identifizieren und ihnen eine Teilnahme an Studien anbieten, die eine Verhinderung der Krankheitsprogression zum Ziel haben.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: