Schlüsseltechnologie: DFG sieht Deutschland schlecht aufgestellt
Bonn – Die sogenannten Hochdurchsatzverfahren sind in Deutschland noch zu wenig verfügbar, haben sich aber in den vergangenen Jahren zu Schlüsseltechnologien für die Forschung in den Lebenswissenschaften entwickelt. Darauf hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hingewiesen und zugleich eine neue Förderinitiative beschlossen. Damit werden erstmals Mittel zur gezielten Förderung von Sequenzierprojekten – und dem damit verbundenen Ausbau der Infrastruktur an Hochschulen – bereitgestellt. Das Fördervolumen beläuft sich auf 42 Millionen Euro für eine Laufzeit von zunächst drei Jahren.
Mit Hochdurchsatzmethoden – auch bekannt unter dem Begriff der OMICS-Technologien – lassen sich DNA, RNA, Proteine und Metabolite biologischer Proben in einem weitgehend automatisierten Prozess in kurzer Zeit umfassend untersuchen. Dabei entstehen sehr große Datenmengen, die nur mithilfe leistungsfähiger Computersysteme verarbeitet und ausgewertet werden können.
Bereits 2014 hat die Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften in einem Zukunftsreport festgestellt, Deutschland hinke bei dieser Technologie hinterher. Auf Basis der Leopoldina-Expertise hat sich die DFG der Thematik angenommen. „Dabei wurde großer Handlungsbedarf festgestellt, insbesondere im Bereich der Hochdurchsatzsequenzierung, wo im internationalen Vergleich größere Zentren mit einer angemessenen Infrastruktur fehlen, vor allem auch an Hochschulen, und die hohen Nutzungskosten Schwierigkeiten bereiten“, hieß es jetzt aus der Forschungsgemeinschaft.
Nun sollen in einem ersten Schritt herausragende Kompetenzen und Ressourcen bei diesen neuen Verfahren an zwei bis drei deutschen Hochschulen gefördert werden. Diese Kompetenzzentren sollen künftig allen Wissenschaftlern in Deutschland für Sequenzierprojekte zur Verfügung stehen. Wichtig sei, dass sie neben der Sequenzierung selbst eine Beratung im Vorfeld sowie bei der Auswertung der Daten anböten, so die DFG.
In einem zweiten Schritt will die DFG die Förderung von Projekten mit mittelgroßem Sequenzierbedarf – in Höhe von 100.000 Euro bis zu einer Million Euro – ausschreiben. Anträge hierzu sollen alle Wissenschaftsstandorte in Deutschland stellen können.
Die notwendigen Sequenzierleistungen sollen über die im ersten Schritt aufgebauten Zentren erbracht werden. „Die Initiative soll den dringenden Bedarf auffangen und den Keim für den Aufbau einer größeren nationalen Infrastruktur bilden“, sagte Katja Becker, Vizepräsidentin der DFG und Vorsitzende der Arbeitsgruppe, die die Förderinitiative erarbeitet hat.
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