Hochschulen

Speiseröhrenkrebs: Nutzen eines OP-Verzichts auf dem Prüfstand

  • Mittwoch, 26. Oktober 2022
/Kateryna_Kon, stock.adobe.com
/Kateryna_Kon, stock.adobe.com

Lübeck – Eine Arbeitsgruppe der Klinik für Chirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, untersucht zusammen mit anderen Zentren, ob bei Speiseröhrenkrebs eine Operation immer notwendig ist.

Hintergrund sind die Fortschritte bei den neoadjuvanten Therapien, also der Chemo- oder Strahlentherapien vor der Operation. Die Forscher um Jens Höppner, stellvertretender Direktor der Klinik, wollen prüfen, ob eine alleinige Chemotherapie oder Bestrahlung für manche Patientinnen und Patienten möglicherweise vorteil­hafter ist.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt „ESORES“, an dem sich 28 Klini­ken in Deutschland beteiligen, als „praxisverändernde klinische Krebsstudie“ mit zunächst 4,87 Millionen Euro von 2022 bis 2026.

Speiseröhrenkrebs wird häufig erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. In den aktuellen Therapie­leit­linien wird in diesem Fall eine Operation empfohlen, bei der der erkrankte Bereich der Speiseröhre ent­fernt wird.

Bei operierten Patienten, die entsprechend neoadjuvant vorbehandelt wurden, sind laut der Arbeitsgruppe aber in 20 bis 30 Prozent der Fälle keine lebenden Tumorzellen mehr im später entnommenen Speiseröhren­gewebe nachweisbar.

Mit der Studie ESORES, an der 670 Erkrankte teilnehmen werden, soll geprüft werden, ob Patienten, die besonders gut auf die Vorbehandlung ansprechen, die Operation erspart werden kann, ohne dass ihnen ein Nachteil entsteht.

Im Fokus steht dabei besonders die Lebensqualität der Patienten, die nach der Operation häufig sinkt, zum Beispiel durch anhaltende Beschwerden beim Schlucken oder mit der Verdauung.

Etwa 6.100 Männer und 1.800 Frauen erkranken pro Jahr in Deutschland an Speiseröhrenkrebs. ESORES wird im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung praxisverändernder klinischer Studien zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen“ vom BMBF als Studie gefördert, die die Standardversorgung entscheidend zum Vorteil der Patienten verändern kann.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung