Uniklinik Marburg: Siemens beantragt Abbau der Partikeltherapie-Anlage
Wiesbaden/Marburg – Der Technikkonzern Siemens beantragt nach Angaben des hessischen Wissenschaftsministeriums den Abbau der Partikeltherapie-Anlage des Universitätsklinikums Gießen und Marburg. Ursprünglich sollten schon ab Herbst 2011 Krebspatienten mit Protonen und Kohlenstoffionen behandelt werden.
Der Antrag sei am Dienstag vorab per E-Mail beim zuständigen Umweltministerium vorgelegt worden, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. Ein Sprecher von Siemens bestätigte das. Das Unternehmen hat die millionenteure Anlage gebaut.
Die Rhön-Klinikum AG als Betreiberin des privatisierten Uniklinikums Gießen-Marburg hatte sich verpflichtet, die Therapie bis Ende 2012 einzurichten. Die Frist wurde dann bis Ende 2013 verlängert. Ein Rhön-Sprecher teilte mit, man sei weiterhin optimistisch, dass die Gespräche zur Inbetriebnahme „erfolgreich abgeschlossen werden können“.
Bis zum endgültigen Bescheid über den Antrag, was voraussichtlich sechs Monate dauern werde, soll die Anlage in einem „technischen Erhaltungsbetrieb“ bleiben, berichtete das Wissenschaftsministerium weiter. „Das heißt, an der Anlage wird bis dahin überhaupt nichts verändert. Sie kann somit jederzeit innerhalb von ein bis zwei Tagen wieder in Betrieb genommen werden“, teilte ein Sprecher mit. Zuständig sei während dieser Phase weiterhin Siemens. Das Unternehmen hatte bereits vor einigen Wochen den Mietvertrag für das Gebäude zum 30. September gekündigt.
Unabhängig von dem Antrag liefen die Gespräche über ein Betriebskonzept für die Partikeltherapie weiter, hieß es. Ein Rhön-Sprecher erklärte, man sei zuversichtlich, dass offene Fragen rasch geklärt und „die bereits fortgeschrittenen Gespräche zur Bildung einer gemeinsamen Betriebsgesellschaft für die Anlage zwischen dem Universitätsklinikum Heidelberg und der Rhön-Klinikum AG weiter vorangetrieben werden können“. An der Uni Heidelberg wird die Technik schon seit längerem auch für Patienten genutzt.
Siemens hatte 2011 den Ausstieg aus dem Marburger Projekt beschlossen und die Anlage von Rhön zurückgekauft. Rhön hatte angezweifelt, dass die Partikeltherapie aufgrund der Patientenzahlen wirtschaftlich ist. Bis heute ist in dem Marburger Therapiezentrum kein Patient behandelt worden. Die aktuelle Opposition im hessischen Landtag hegte stets große Zweifel, dass die Anlage bis zum Jahresende in Betrieb gehen kann.
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