Uniklinikum Homburg wertet Gutachten zu Missbrauchsvorwürfen aus
Saarbrücken/Homburg – Am saarländischen Universitätsklinikum Homburg (UKS) läuft die Aufarbeitung der Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie „weiterhin mit unterschiedlichen Maßnahmen“. Das teilte der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende Wolfgang Reith auf Anfrage mit.
Ein wesentlicher Baustein davon sei das neue Schutzkonzept „Gewaltprävention“, das seit Ende Juli 2019 umgesetzt werde. Zudem sei eine externe Begutachtung von 34 Patientenakten gerade abgeschlossen. „Die Ergebnisse des umfangreichen Gutachtens werden aktuell am UKS gesichtet“, so Reith. 314 ehemalige Patienten beziehungsweise deren Familien seien vom UKS kontaktiert worden.
Ende Juni war bekannt geworden, dass ein inzwischen gestorbener Assistenzarzt von 2010 bis 2014 mehrere Kinder sexuell missbraucht haben soll. Er soll medizinisch nicht notwendige Untersuchungen im Intimbereich vorgenommen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen der Behandlung von 34 Patienten. Nach dem Tod des Arztes 2016 waren die Ermittlungen eingestellt worden.
Mittlerweile beschäftigt sich auch ein Untersuchungsausschuss des Landtages mit den Missbrauchsfällen. Er will unter anderem Abläufe und Strukturen überprüfen und Verantwortlichkeiten feststellen. Die Vorsitzende Dagmar Heib (CDU) erwartet davon, dass Schutzkonzepte für Kinder in allen Krankenhäusern entwickelt und verbessert werden.
Opferanwältin Claudia Willger, die sechs betroffene Patienten vertritt, fordert, dass künftig auch in der Justiz Beschwerdemöglichkeiten implementiert werden. Von der Arbeit des Ausschusses wünsche sie sich, dass es am Ende heiße: „Es war ein Vertuschen von Missbrauch und es war nicht in Ordnung.“
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