Lesefrüchtchen

Wartezeiten: Kassenmedizin/Klassenmedizin?

  • Mittwoch, 9. Februar 2011

Der Vorschlag der SPD-Bundestagsfraktion und ihres gesundheitspolitischen Exponenten Karl Lauterbach, Ärzte, die Privatpatienten bei der Terminvergabe bevorzugen, zu bestrafen, hat natürlich keine Chance. Die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag sind nicht danach. Das wissen auch die Initiatoren.

Sie wissen aber auch, und die heftige Reaktion auf ihren Vorschlag bestätigt sie, dass sie ein heißes Thema angefasst haben. Es sind weniger die Wartezeiten an sich, die die Patienten bewegen, sondern Unterschiede zwischen Kassen- und Privatpatienten. Das Problem betrifft nicht allein niedergelasse Ärzte, sondern auch die von der SPD ausgeklammerten Krankenhäuser. Es geht kurzum mal wieder um die Klassenfrage.

Lauterbachs Vorschlag zielt folglich auf die Einebnung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung und – alternativ oder zusätzlich – die Gründung von MVZ, die keine Kassen/Klassenunterschiede machen.  Alte SPD-Wünsche, die aber auch, nicht zu vergessen, ihre Freunde in der Union haben. Wer stetig bohrt, hat irgendwann Erfolg. Zumal der Ärger unter Kassenpatienten über eine tatsächliche oder vermeintliche Klassenmedizin zunimmt. Man lese die blog-Einträge bei Spiegel, Bild etc. oder höre sich bei nichtärztlichen und nicht-PKV-versicherten Bekannten um.

Ärzte, die tatsächlich bei ihren Konditionen (Terminvergabe, Wartezimmer) zwischen Kassen- und Privatpatienten unterscheiden, wären gut beraten, solche Praktiken zu überprüfen. Denn, um´s mal schnöde unternehmerisch zu formulieren, das Brot- und Butter-Geschäft kommt immer noch von den Kassenpatienten, die Privaten mögen das Sahnehäubchen liefern. Aber von dem kann man nicht leben.

jachertz

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