Medizin

Dengue-Impfung: Neue Daten zu Nebenwirkungen

  • Mittwoch, 12. Juni 2024
/kittisak, stock.adobe.com
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Berlin – Fieber kommt bei der Dengue-Impfung Qdenga häufiger vor als bei anderen Impfungen und tritt vor allem zwischen dem 9. und dem 10. Tag nach der ersten Impfstoffdosis auf. Das geht aus einer noch nicht veröffentlichten Befragung von mehr als 1.000 Impflingen hervor, die Sophie Schneitler vom Universitätsklinikum Saarland (UKS) kürzlich beim Symposium für Reise- und Impfmedizin vorstellte.

Nach der ersten Impfung hatten 12,4 % der Befragten Fieber, nach der zweiten Impfung 3,5 %. Häufiger noch berichteten die Geimpften von Kopfschmerzen. Nach der ersten Impfung war ein Viertel davon betroffen. Weitere berichtete Nebenwirkungen waren Reduktion des Allgemeinzustandes, Gliederschmerzen und ein Exanthem.

Das geht mit den Angaben aus der Fachinformation einher, nach denen zu den sehr häufigen Nebenwirkungen ebenfalls Fieber, Kopfschmerzen, Unwohlsein sowie ein Erythem an der Einstichstelle zählen.

Das Forschungsteam des UKS hat zwischen März 2023 und April 2024 1.177 Menschen befragt, die in deutschen Praxen eine Dengue-Impfung erhalten hatten. 12 % der Befragten hatten zuvor anamnestisch eine Dengue-Infektion durchgemacht.

Insgesamt berichteten 58 % der 681 Dengue-Naiven von Nebenwirkungen nach der ersten Injektion. Nach der zweiten Injektion sank die Nebenwirkungsrate auf 29,2 %. Dass die Nebenwirkungen insbesondere zwischen dem 9. und 10. Tag nach Injektion berichtet wurden, müsse bei der Reiseberatung einkalkuliert und berücksichtigt werden, sagte Schneitler.

Eine weitere gleichzeitig verabreichte Impfung führte zu keinen wesentlichen Veränderungen in der Rate der Nebenwirkungen. Allerdings berichteten die Menschen eher von Nebenwirkungen, wenn ein Totimpfstoff gleichzeitig verabreicht worden war, als wenn ein weiterer Lebendimpfstoff injiziert wurde (65 % vs. 40 %). Am häufigsten wurde eine Tollwutimpfung zusätzlich durchgeführt.

Für Qdenga sind 2 Impfstoffdosen im Abstand von mindestens 3 Monaten empfohlen. Der Befragung zufolge verreisen allerdings 50 % derjenigen, die eine Dengue-Impfung wahrnehmen bereits nach der ersten Dosis, etwa zwei Drittel davon in ein potenzielles Dengue-Endemiegebiet.

Eine Vakzineffektivität von 81 % bereits ab 14 Tagen nach Gabe der ersten Impfstoffdosis sei in der Zulassungsstudie festgestellt worden, sagte Kerstin Kling vom Robert-Koch-Institut (RKI). Allerdings gibt es keine Wirksamkeitsdaten jenseits von 3 Monaten nach dieser ersten Impfstoffdosis, da in den Studien dann die zweite Dosis verabreicht worden ist. In Deutschland ist eine Infektion mit dem Dengue-Virus meldepflichtig, die Daten laufen beim RKI zusammen und müssen interpretiert werden.

Zum Beispiel müsse eine echte Infektion von einem „Impf-Dengue“ unterschieden werden, bei dem zwar Dengue-ähnliche Symptome nach einer Impfung bestehen und auch Antikörper im Labor nachgewiesen werden können, bei dem aber keine Exposition in einem Endemiegebiet stattgefunden habe, erklärte Kling. „Diese Fälle werden dann natürlich nicht gezählt“, so die Expertin.

Nach einer zweiten Dosis verlängert sich die Schutzwirkung. Nach 4,5 Jahren besteht allerdings nur noch eine Vakzineffektivität von 61,2 % (95-%-Konfidenzintervall 56,0–65,8), wie kürzlich veröffentlichte Langzeitdaten zeigen (The Lancet Global Health, 2024; DOI: 10.1016/S2214-109X(23)00522-3). Bei seronegativen lag die Effektivität bei 53,5 %. Welche Auswirkungen eine Booster-Impfung hat, ist aktuell noch nicht erforscht.

Impfung könnte falsche Sicherheit vermitteln

„Manchmal vermitteln wir den Leuten eine falsche Sicherheit, wenn wir sie impfen und andere vektorübertragene Krankheiten vergessen werden“, sagte Schneitler. Es gebe zudem keinen Impfstoff, der eine 100 prozentige Immunität verspreche. Schutzmaßnahmen wie Repellentien und adäquate Kleidung müssten weiterhin durchgeführt werden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt aktuell eine Dengue-Impfung für Menschen, die in ein Endemiegebiet reisen ab einem Alter von 4 Jahren und stattgehabter Dengue-Infektion. Aufgrund limitierter Daten besteht laut Angaben der STIKO keine Empfehlung für Menschen ohne vorherigen Kontakt zum Antigen.

Grund dafür ist eine mögliche Infektion mit nicht abgedeckten Serotypen, die zu einer schweren Erkrankung führen könnte (antibody-dependent enhancement, ADE). Eine gute Wirksamkeit ist bei seronegativen Personen zwar für die Serotypen 1 und 2, nicht jedoch DENV-3 und -4 nachgewiesen.

Neue Informationen könne eine Studie in verschiedenen endemischen Ländern in Asien mit mehr als 70.000 Teilnehmenden bieten, bei denen vor Impfung der Serostatus gemessen worden sei, berichtete Kling. „Die Studie ist für mindestens 3 Jahre geplant, sodass wir leider nicht zeitnah mit Ergebnissen rechnen können.“

Je nach individuellem Risiko müsse jedoch auch bei seronegativen Personen eine Impfung erwogen werden, sagte Schneitler.

mim

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