Impfung in der Schwangerschaft schützt Säuglinge vor COVID-19

Toronto – Schwangere können durch eine Impfung nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Kind nach der Geburt vor COVID-19 schützen. Dies zeigt erneut eine Test-negative Fallkontrollstudie aus Kanada im britischen Ärzteblatt (BMJ 2023; DOI: 10.1136/bmj-2022-074035).
Es ist bekannt, dass Säuglinge in den ersten Monaten vor Krankheiten durch Antikörper geschützt werden, die sie vor der Geburt über die Plazenta von ihrer Mutter erhalten haben. Dies ist ein Grund, warum Schwangeren zur saisonalen Grippeimpfung geraten wird.
Demnächst wird es auch einen Impfstoff gegen das RS-Virus geben, mit dem Schwangere ihre Neugeborenen vor einer Erkrankung schützen können, die in den ersten Lebensmonaten tödlich verlaufen kann.
Eine ähnliche Schutzwirkung besteht auch bei COVID-19. Im Juni 2022 hatten Manish Patel von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta/Georgia und Mitarbeiter berichtet, dass die Mütter von 16 % der Säuglinge, die an 30 US-Kliniken wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden, gegen COVID-19 geimpft waren. In einer Kontrollgruppe von Kindern, die wegen anderer Erkrankungen im Krankenhaus waren, lag die Impfquote der Mütter bei 29 %.
Die geringere Impfquote unter den Müttern der erkrankten Kinder deutet auf eine Schutzwirkung der mütterlichen Impfung hin, die Patel mit 80 % in der Delta- und 38 % in der Omikronwelle bezifferte. Sie stieg an, wenn die Mütter nach der 20. Schwangerschaftswoche geimpft worden waren (New England Journal of Medicine 2022; 10.1056/NEJMoa2204399).
Zu ähnlichen Ergebnissen waren Ellen Øen Carlsen vom Folkehelseinstituttet in Oslo und Mitarbeiter gekommen. In Norwegen wurden zwischen September 2021 und Februar 2022 insgesamt 9.739 Kinder geboren, deren Mütter in der Schwangerschaft gegen COVID-19 geimpft worden waren.
Bei den Säuglingen wurde in den ersten 4 Lebensmonaten in der Deltawelle zu 71 % seltener eine Infektion mit SARS-CoV-2 diagnostiziert als bei Säuglingen ungeimpfter Mütter. Auch hier ging die Schutzwirkung in der Omikronwelle auf 33 % zurück (JAMA Internal Medicine 2022; DOI: 10.1001/jamainternmed.2022.2442). Eine weitere Studie aus Israel ermittelte eine Schutzwirkung für die ersten 6 Lebensmonate von 61,6 % (Journal of Pediatrics 2022; DOI: 10.1016/j.jpeds.2022.09.059).
Die jüngsten Daten kommen aus der kanadischen Provinz Ontario. Dort waren insgesamt 1.600 Kinder, die zwischen dem 7. Mai 2021 und dem 31. März 2022 geboren wurden, bis zum 7. September 2022 positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden, davon 99 in der Delta- und 1.501 in der Omikronwelle.
Ein Team um Jeffrey Kwong von der Universität Toronto ermittelt für die Deltawelle eine Schutzwirkung der mütterlichen Impfung von 95 % gegen eine Infektion der Neugeborenen mit SARS-CoV-2 und von 97 % gegen eine Krankenhauseinweisung wegen COVID-19.
In der Omikronwelle fiel die Schutzwirkung gegen eine Infektion auf 45 % und gegen eine Krankenhauseinweisung auf 53 % ab, wenn die Schwangeren 2 Impfdosen erhalten hatten. Ein Booster steigerte die Impfstoffwirkung jedoch wieder auf 73 % beziehungsweise 80 %.
Die Schutzwirkung gegen eine Omikroninfektion war mit 53 % am höchsten, wenn die Mütter die 2. Dosis im 3. Trimenon erhalten hatten, verglichen mit 47 % bei einer Impfung im 1. Trimenon und 37 % bei einer Impfung im 2. Trimenon.
Wenn die Mütter während der Schwangerschaft nur 1 Dosis erhalten hatten, sank die Schutzwirkung für den Säugling in der Deltawelle auf 81 % und in der Omikronwelle auf 30 % ab.
Die Wirksamkeit von 2 Impfdosen gegen eine Omikroninfektion nahm mit der Zeit ab von 57 % in den ersten 8 Lebenswochen auf 40 % nach der 16. Lebenswoche.
Auch wenn epidemiologische Studien keine Kausalität herstellen können, sprechen die Ergebnisse der Studien, die alle in dieselbe Richtung weisen, klar für eine präventive Wirkung. Danach können Schwangere ihre Kinder durch Impfungen in der Spätschwangerschaft vor Infektionen und Erkrankungen in den ersten Lebensmonaten schützen und damit den Start ins Leben erleichtern.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: