Mit welchen Medikamenten COVID-19-Patienten langfristig am besten überlebten

Melbourne – Bei Ausbruch der COVID-19-Pandemie wusste niemand, wie schwer erkrankte Patienten am besten zu behandeln sind. Mittlerweile gibt es dazu gute Studien, und eine davon zeigt, dass Patienten im Hinblick auf das Langzeitüberleben am stärksten von IL-6-Rezeptorantagonisten sowie plättchenhemmenden Substanzen profitierten. Die Gabe von Hydroxychloroquin schadete dagegen sogar, wie die Autoren in JAMA berichten (2022; DOI: 10.1001/jama.2022.23257).
Wie die verschiedenen Behandlungsstrategien bei intensivpflichtigen COVID-19-Patienten kurzfristig abschneiden, haben mittlerweile mehrere Studien gezeigt. „Ungeklärt gewesen seien aber die Effekte über die ersten Wochen des Klinikaufenthaltes hinaus“, schreiben die Forschenden.
In einer präspezifizierten Sekundäranalyse der REMAP-CAP (Randomized Embedded Multifactorial Adaptive Platform for Community Acquired Pneumonia)-Studie untersuchten sie die 180-Tage-Mortalität. Für die auf Intensivstationen in 14 Ländern durchgeführte Studie wurden 4.869 COVID-19-Patienten auf eine oder mehrere von 6 Therapien randomisiert: Immunmodulatoren (n = 2.274), Rekonvaleszentenplasma (n = 2.011), plättchenhemmende Therapie (n = 1.557), Antikoagulation (n = 1.033), Virostatika (n = 726) und Kortikosteroide (n = 401).
Nutzen, Schaden oder Zwecklosigkeit
Der primäre Endpunkt war das Überleben über 180 Tage hinaus. Eine Hazard Ratio (HR) unter 1 deutete auf eine Verbesserung des Überlebens hin (Nutzen), eine HR über 1 auf eine schlechteres Überleben (Schaden). Als zwecklos galten Therapien, die das Outcome um weniger als 20% verbesserten, angezeigt durch eine HR > 0,83.
Für 4.107 (84,3%) der 4.869 randomisierten Patienten (im Schnitt 59,3 Jahre alt, 32,1 % Frauen) lag am Tag 180 ein Vitalstatus vor: Insgesamt 2.590 (63,1 %) waren noch am Leben. Zu den meisten Todesfällen kam es früh im Verlauf, aber rund 6 % waren zwischen Krankenhausentlassung und Tag 180 zu verzeichnen.
IL-6-Rezeptorantagonisten verbesserten das Überleben
IL-6-Rezeptorantagonisten verbesserten im Vergleich zu Kontrolle das 6-Monats-Überleben mit einer mehr als 99,9 %igen Wahrscheinlichkeit (aHR 0,74; 95-%-Kredibilitätsintervall [KrI] 0,61-0,90). Plättchenhemmende Substanzen hatten eine 95 %ige Wahrscheinlichkeit, das 6-Monats-Überleben zu verbessern (aHR 0,85; 95-%-KrI 0,71-1,03]).
Dagegen war die Wahrscheinlichkeit für statistische Zwecklosigkeit (HR > 0,83) für therapeutische Antikoagulation (99,9%; HR 1,13; 95-%-KrI 0,93-1,42]), Rekonvaleszentenplasma (99,2%; HR 0,99; 95-%-KrI 0,86-1,14) und Lopinavir-Ritonavir (96,6%; HR 1,06; 95-%-KrI 0,82-1,38) hoch.
Hydroxychloroquin schadete den Patienten sogar
Und Hydroxychloroquin verursachte mit einer Wahrscheinlichkeit von 96,9 % einen Schaden (HR 1,51; 95-%-KrI 0,98-2,29), ebenso wie die Kombination aus Lopinavir-Ritonavir und Hydroxychloroquin (96,8%; HR 1,61; 95-%-KrI 0,97-2,67).
Es bestand eine geringe Wahrscheinlichkeit von 57,1-61,6%, dass das 6-Monats-Überleben mit Hydrocortison verbessert wurde. Aber der Einschluss in diese Behandlungsgruppe war vorzeitig gestoppt worden, so dass sich keine eindeutige Schlussfolgerung ziehen lässt. Grund dafür sei externe Evidenz gewesen, die die statistische Power, einen potenziellen Effekt nachzuweisen, eingeschränkt habe, so die Autoren.
Sie schlussfolgern: Vor dem Hintergrund der in früheren Studien berichteten Kurzzeitergebnisse deuten diese Befunde darauf hin, dass die initialen Effekte der stationären Behandlung für die meisten Therapien über 6 Monate konsistent blieben.
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