Medizin

Studie: Zunahme von plötzlichen Herzstillständen durch COVID-19

  • Donnerstag, 28. Mai 2020
/Sebastian Kaulitzki, stock.adobe.com
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Paris − Nach italienischen berichten jetzt auch französische Kardiologen, dass es während der SARS-CoV-2-Epidemie zu einem deutlichen Anstieg von plötzlichen Herzstillständen außerhalb der Kliniken gekommen ist. In Paris hat sich die Zahl laut einer Studie in Lancet Public Health (2020; DOI: 10.1016/S2468-2667(20)30117-1) gegenüber den Vorjahren in etwa verdoppelt.

Ein plötzlicher Herzstillstand gehört noch immer zu den häufigsten Todesursachen. Die meisten Menschen trifft es außerhalb der Klinik, und obwohl häufig Augenzeugen vorhanden sind, hat sich die Prognose des OHCA („Out of Hospital cardiac Arrest“) kaum verbessert.

In verschiedenen Ländern wurden deshalb in den letzten Jahren Patientenregister eingerichtet mit dem Ziel, die Ursachen besser zu verstehen und die Laienreanimation zu fördern. Die Register verzeichnen während der aktuellen SARS-CoV-2-Epidemie einen Anstieg der Meldungen. Im Register „Lombardia CARe“ ist es während der Epidemie in Norditalien zu einer Zunahme um 58 % gekommen.

In Paris ist es sogar zu einer Verdopplung der Meldungen gekommen: Nach den von Eloi Marijon vom Hôpital Européen Georges Pompidou und Mitarbeitern vorgestellten Zahlen stieg die wöchentliche OHCA-Inzidenz während der Pandemie auf 26,64 pro Million Einwohner gegenüber 13,42 in den Vorjahren. Die genauen Mechanismen, über die SARS-CoV-2 einen Herzstillstand verursacht, sind nicht genau bekannt. Die Vermutungen reichen von Gefäßentzündungen über Myokarditis und Herzrhythmusstörungen bis zu Thromboembolien.

Vermutlich wegen des Lockdowns ereigneten sich mehr OHCA in den Wohnungen (90,2 versus 76,8 %). Bei weniger Patienten wurde ein schockbarer Rhythmus (9,2 versus 19,1 %) diagnostiziert, bei dem eine rechtzeitige Reanimation das Leben retten kann. Doch die Zahl der Laienreanimationen ging auf 47,8 % zurück gegenüber 63,9 % in den Vorjahren. Auch das eintreffende medizinische Personal entschied sich seltener für eine Defibrillation (53,1 gegenüber 66,2 %).

Im Ergebnis überlebten weniger Patienten bis zum Eintreffen in der Klinik (12,9 gegenüber 22,8 %) und auch der Anteil, der später lebend aus der Klinik entlassen werden konnte, war mit 3,1 gegenüber 5,4 % niedriger.

rme

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