Abwassermonitoring soll trotz vorläufiger Haushaltsführung 2025 weitergehen

Berlin – Die Überwachung bestimmter Krankheitserreger im Abwasser in Deutschland soll trotz der vorläufigen Haushaltsführung im Jahr 2025 weitergehen. „Das Abwassermonitoring wird fortgesetzt“, teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) heute auf Anfrage mit.
Die Anschlussfinanzierung wird demnach durch das BMG und das Bundesumweltministerium (BMUV) in Kooperation mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und dem Umweltbundesamt (UBA) auch während der vorläufigen Haushaltsführung in 2025 sichergestellt.
Das Monitoring war im Zuge des Projekts AMELAG (Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung) von RKI und UBA aufgebaut worden, Auslöser war die SARS-CoV-2-Pandemie. AMELAG läuft zum 31. Dezember 2024 aus. Von den Fördermitteln in Höhe von 27 Millionen Euro sind nach Angaben des RKI bisher circa 23 bis 24 Millionen Euro verbraucht worden.
Beprobt werden bisher mehr als 160 Kläranlagen in allen Bundesländern. Darüber werde ein Drittel der Bevölkerung hierzulande abgedeckt, berichtete das RKI im Sommer. In den wöchentlichen Berichten der Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI zu akuten respiratorischen Erkrankungen werden bisher Abwasserdaten zu SARS-CoV-2 und seit einigen Wochen auch zu Influenza dargestellt.
Die beabsichtigte Anschlussfinanzierung hatte das BMG nach RKI-Angaben in das parlamentarische Haushaltsverfahren eingebracht. Doch durch den Bruch der Regierungskoalition sei davon auszugehen, dass das Verfahren in diesem Jahr nicht mehr zu einem Abschluss kommen werde.
In den vergangenen Wochen haben hunderte Menschen eine Petition zur Sicherung der Finanzierung des Abwassermonitorings gezeichnet. Dessen Bedeutung wird darin unter anderem mit der Dokumentation und Wahrnehmung von Infektionsgeschehen wie SARS-CoV-2 begründet. Auch vor dem Hintergrund der Ausbreitung des hochpathogenen Vogelgrippevirus H5N1 gelte es, das Monitoring als Frühwarnsystem bundesweit sicherzustellen.
Das BMG erklärte nun weiter, dass es für die geplante nachhaltige Finanzierung für respiratorische Erreger (COVID-19, Influenza, RSV) auf Bundesebene aktuell mit Kosten von circa fünf Millionen Euro jährlich rechne.
Eine Mitverantwortung liege bei den Ländern und Kommunen „und damit auch Finanzierungsverantwortung für die Probenahme und ggf. Analytik der Proben aus den Kläranlagen“, teilte ein Ministeriumssprecher weiter mit.
Der Bund sei für die Surveillance zuständig und damit insbesondere für die Datenanalyse/Bewertung und Veröffentlichung der Daten auf Bundesebene.
Nach RKI-Angaben wird ergänzend weiterhin daran geforscht, wie das Abwassermonitoring zur Überwachung antimikrobieller Resistenzen sowie weiterer Erreger im Abwasser genutzt werden kann. „Hierfür sind zusätzliche Mittel notwendig, die im Rahmen des Haushaltsaufstellungsverfahrens 2025 von einer zukünftigen Regierung verhandelt werden müssen“, hieß es vom RKI. Dies werde unter anderem auch durch die Europäische Kommunal-Abwasserrichtlinie ab 2028 verlangt.
Krankheitserreger oder Bestandteile davon können über Stuhl, Urin und Speichel ins Abwasser gelangen. Die Daten erlauben Rückschlüsse zum Trend der Infektionsdynamik. Sie gelten als wichtig in Ergänzung zu anderen Überwachungssystemen.
Ein Vorteil ist die Unabhängigkeit der Ergebnisse von der Zahl der Arztbesuche und der durchgeführten Tests. Es gibt aber auch einige Limitationen, etwa kann die Krankheitsschwere nicht abgebildet und nicht präzise auf die Inzidenz, Prävalenz oder die Untererfassung geschlossen werden, wie RKI-Experten festhielten.
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