Ärzte sollen helfen, Zielgruppen über Grippeimpfung zu informieren

Berlin – Ärzte sollen helfen, Zielgruppen über die Influenzaimpfung besser zu informieren und dadurch die Motivation für ein Impfung zu steigern. Das Robert Koch-Institut (RKI) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stellen daher ab Oktober kostenfreie Informationsmaterialien zur Grippeimpfung bereit.
Dann wollen RKI und BZgA nach Informationen des Deutschen Ärzteblattes eine Kampagne „Wir kommen der Grippe zuvor“ starten. Ärzte können ab Oktober online auf kostenfreie Informationsmaterialien zurückgreifen. Vorhanden sind bestellbare Broschüren und Poster für die jeweiligen Risikogruppen. Zumeist stehen die Materialien auch auf Türkisch, Russisch, Englisch und Arabisch zur Verfügung.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Personen ab 60 Jahre, chronisch Kranke aller Altersstufen und Schwangere, Medizin- und Pflegepersonal, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Kontaktpersonen bestimmter Risikogruppen. Um rechtzeitig gegen Grippe geschützt zu sein, wird empfohlen, sich bis Mitte Dezember impfen zu lassen.
Erst am Wochenende hatte sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wegen der Coronapandemie in diesem Herbst und Winter für kostenfreie Grippeschutzimpfungen für bundesweit alle Versicherten ausgesprochen.
„Wir wissen schon lange, Corona und Grippe sind [eine] gefährliche Mixtur“, erklärte der Bundestagsabgeordnete am Sonntag auf Twitter. In der Welt am Sonntag sprach er von einer „sehr sinnvollen Maßnahme mit geringen Kosten“. Derzeit übernehmen einige Krankenkassen die Kosten nur für Patienten, die zu einer Risikogruppe zählen, andere dagegen für alle Versicherten.
Wegen der Pandemie raten Ärzte in diesem Jahr besonders eindringlich zur Grippeimpfung – einerseits, weil sie schwere Doppelerkrankungen mit COVID-19 und Influenza fürchten, aber auch um eine Überforderung des Gesundheitssystems zu vermeiden.
Bei einer starken Grippewelle könnte es sehr viele Patienten mit Atemwegserkrankungen geben, die versorgt und getestet, teils in Krankenhäuser und auf Intensivstationen gebracht werden müssten.
Lauterbach erklärte: „Grippeschutzimpfung wäre für alle sinnvoll. Natürlich sollten sie insbesondere Risikogruppen nutzen. Aber auch andere geben [eine] Infektion weiter, sind oft lange krank.“ Es könne nicht sein, dass zu der Impfung geraten werde, die Kassen sie dann aber nicht bezahlten. „Sie ist medizinisch notwendig und wirtschaftlich, sollte daher komplett erstattet werden“, schrieb Lauterbach auf Twitter.
Umstritten ist jedoch, ob der Grippe-Impfstoff für alle Versicherten ausreicht. Die STIKO empfiehlt die Impfung für Risikogruppen – und zur Versorgung aller Menschen aus diesen Gruppen bräuchte es rund 40 Millionen Impfdosen. Allerdings nehmen längst nicht alle von ihnen das Angebot in Anspruch – in der Altersgruppe ab 60 lag die Impfrate in der Grippesaison 2014/15 bei etwa 40 Prozent.
Bestellt wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang rund 26 Millionen Dosen. Experten befürchten, eine Ausweitung der Empfehlung auf die Gesamtbevölkerung könnte zu einer Unterversorgung der Risikogruppen führen – etwa wenn viele Betriebe ihren gesunden Mitarbeitern die Vakzine anbieten.
Das RKI betonte im August, auch Menschen außerhalb der Risikogruppen könnten die Impfung erhalten, stellte aber gleichzeitig klar: „Die uns bekannten Informationen zu den voraussichtlich verfügbaren Influenzaimpfstoffmengen können die Versorgung der wichtigsten Zielgruppen gewährleisten, nicht jedoch der gesamten Bevölkerung.“
Dennoch rechnen Gesundheitsexperten im Bundestag nicht mit einem Engpass. „Auch dieses Jahr wird der Impfstoff reichen – wir können es uns leisten, diesen allen Versicherten kostenfrei zur Verfügung zu stellen“, sagte Lauterbach.
Ähnlich äußerte sich die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche: „Wir müssen mit einer präventiven Strategie in die kalte Jahreszeit gehen, um steigende Grippe- und Covid-19-Infektionen zu verhindern.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: