Ärzte und Politik werben bei Risikogruppen für Grippeimpfung

Düsseldorf – Gemeinsam mit den Ärztekammern, den Kassenärztlichen Vereinigungen und der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BMAS) heute die Bevölkerung aufgerufen, sich gegen Grippe impfen zu lassen.
Je nach Schwere der Grippewelle werden schätzungsweise jedes Jahr fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung infiziert, es gibt bis zu sieben Millionen influenzabedingte Arztbesuche und rund 3.000 bis 30.000 influenzabedingte Krankenhauseinweisungen.
„Die Grippeschutzimpfung ist eine einfache Möglichkeit, eine schwere Krankheit zu verhindern. Der Nutzen nicht nur für sich selbst, sondern auch für unsere Mitmenschen hoch“, warb NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann heute in Düsseldorf.
Grundsätzlich empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen die saisonale Grippe für Bevölkerungsgruppen, die ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf einer Influenza haben. Dies sind Menschen über 60 Jahren, Menschen mit einem chronischen Grundleiden und Menschen, die beruflich besonders exponiert und epidemiologisch bedeutsam sind, weil es durch sie zu Übertragungen kommen könnte.
„Bedauerlicherweise sind die Impfquoten in den besonders gefährdeten Personengruppen in den letzten Jahren nicht ausreichend gewesen“, sagte der Gesundheitsminister. So habe sich in den vergangenen Jahren nur rund jeder Dritte (35 Prozent) der über 60-Jährigen gegen Grippe impfen lassen. Bei Personen mit chronischen Grundleiden lag die Quote der Geimpften ebenfalls nur bei 20 bis 50 Prozent.
Gerade vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie ist eine hohe Influenzaimpfquote bei Risikogruppen und exponierten Berufsgruppen essenziell, um in der Grippewelle schwere Krankheitsverläufe zu verhindern und Engpässe in Krankenhäusern zu vermeiden. Dabei ist in der kommenden Influenzasaison 2020/21 mit den verfügbaren Impfstoffmengen der größte Effekt erzielbar, wenn die Influenzaimpfquoten in den empfohlenen Gruppen erheblich gesteigert werden.
„Wir müssen uns auf einen doppelten Virus-Herbst mit Grippe- und Coronainfektionen einstellen und dafür eine Priorisierung der Impfungen vornehmen“, forderte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Johannes Albert Gehle.
Es gelte, vorrangig diejenigen Gruppen zu impfen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe einer Influenza oder von COVID-19 haben – also etwa Bewohner von Senioren, Alters- und Pflegeheimen, chronisch Kranke, Schwangere oder Personen aus den Gesundheitsberufen, die direkten Patientenkontakt haben. Gehle will dadurch eine Unterversorgung der Risikopatienten durch eine falsche Verteilung des Impfstoffes vermeiden.
Mit einem gemeinsamen Schreiben wenden sich die Ärztekammern, die Kassenärztlichen Vereinigungen, die Krankenhausgesellschaft und der Gesundheitsminister zusätzlich direkt an die Krankenhäuser und niedergelassenen Ärzte im Land. In dem Schreiben bitten sie um Unterstützung, um die Impfquoten in den Risikogruppen sowie dem pflegerischen und medizinischen Personal zu verbessern.
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