Ärztinnen in Thüringen erwarten steigende Versorgungskosten

Erfurt – Mit Blick auf die älter werdende Gesellschaft, Fachkräftemangel und Entwicklungen der modernen Medizin gehen Expertinnen von steigenden Kosten in der Gesundheitsversorgung aus.
„Wir können nicht das gleiche Geld in Anspruch nehmen in der Versorgung, als wenn alles so wäre wie vor 50 Jahren. Das muss man einfach wissen, dass Medizin teurer wird“, sagte Ellen Lundershausen, Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen und Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK), heute zum Auftakt der Medizinischen Fortbildungstage Thüringen.
„Das ist das Kernproblem, die Finanzierung des Gesundheitswesens auf sichere Füße zu stellen“, erklärte auch Annette Rommel, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen.
Wichtig sei insbesondere ein Abbau von bürokratischen Vorgaben im Gesundheitswesen, betonte Lunderhausen. „Wir könnten viele Ressourcen heben, wenn wir weniger Bürokratie hätten.“ Entlastung vor allem für Bereitschafsdienste in der Notfallversorgung könnten aber schon die Patienten selbst schaffen. So sollte sich jeder fragen, ob es sich bei den Beschwerden tatsächlich um ein Notfall handelt. „Gesundheitskompetenz ist ein großes Thema.“
Aus Sicht der KV Thüringen ist zudem eine Fehlentwicklung bei der geplanten Notfallversorgungsrefom zu verzeichnen. Eine solche Reform sei seit Jahren überfällig, die Notaufnahmen der Krankenhäuser könne man aber nur entlasten, indem man die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte einbezieht, betonte Rommel.
„Völlig kontraproduktiv“ wirke in diesem Zusammenhang die politische Entscheidung, dass weniger dringliche Behandlungsfälle in den Notaufnahmen nicht in geöffnete Vertragsarztpraxen verwiesen werden sollen. Das überlaste die auf Lebensrettung ausgelegten Krankenhausnotaufnahmen, verschlechtere die Versorgung für viele Patienten und müsse deshalb rückgängig gemacht werden.
„Viel sinnvoller wäre eine gezielte Steuerung von Patienten in die richtige Versorgungsebene, bevor sie in der Notaufnahme aufschlagen: durch eine strukturierte Ersteinschätzung, wie es sie heute bei der 116117 schon gibt. Dieses bewährte Verfahren verweist Notfälle in die Notaufnahme, ambulante Behandlungen in die Vertragsarztpraxen – oder nach deren Sprechzeiten zum Bereitschaftsdienst“, so Rommel.
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