Politik

Appell: Bessere Rahmenbedingungen für Delegation erforderlich

  • Mittwoch, 18. Juni 2025
Daria Hunfeld, Dominik Graf von Stillfried, Ferdinand M. Gerlach, Katharina Larisch und Boris von Maydell /DÄ
Daria Hunfeld, Dominik Graf von Stillfried, Ferdinand M. Gerlach, Katharina Larisch und Boris von Maydell /DÄ

Berlin – Für bessere Rahmenbedingungen bei der Delegation ärztlicher Leistungen an besonders qualifiziertes nicht ärztliches Personal plädierten gestern mehrere Fachleute. Im Rahmen des Zukunftsforums des Verbands der Ersatzkassen (vdek) verwies Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek, auf sich insbesondere im ländlichen Raum verschärfende Versorgungsherausforderungen.

Wolle man diese angehen und weiterhin eine möglichst flächendeckende und moderne Gesundheitsversorgung mit zeitgerechtem Zugang bieten – und diese Erwartung der Bürgerinnen und Bürger bestünden „zu Recht“ – dann gelte es, das System vor allem mit Blick auf delegierbare Leistungen weiter nach vorne zu entwickeln.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) habe sich dazu „vielversprechend geäußert“. Mit dem Modell „Regionale Gesundheitspartner der Ersatzkassen“, das sich aktuell in der Testphase befinde, liefere man bereits eigene Impulse.

Gemeinsam mit den Projektpartnern aus Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen – zwei Versorgungszentren und eine große Gemeinschaftspraxis – wird seit einigen Jahren erprobt, wie Delegation und der Einsatz digitaler Hilfsmittel den Versorgungsalltag verbessern kann.

Die Einschätzungen, sowohl der beteiligten Ärztinnen und Ärzte und der eingebundenen Physician Assistants sowie Care und Case Manager als auch der Patienten, sind bislang offenbar positiv.

Diese Akzeptanz zeige, dass man mit einer gelungenen Implementierung von Delegationsleistungen Entwicklungen wie dem demografischen Wandel und dem zunehmenden Fachkräftemangel zumindest bis zu einem gewissen Maße entgegentreten könne, betonte Boris von Maydell, Abteilungsleiter Ambulante Versorgung beim vdek.

Auch auf die mit dem im Koalitionsvertrag vorgesehenen Primärarztsystem verknüpften zusätzlichen Aufgaben für Hausärztinnen und -ärzte könne man mit Delegation relativ kurzfristig reagieren. Notwendig dafür seien aber weitere Weichenstellungen durch den Gesetzgeber und die gemeinsame Selbstverwaltung.

Dominik Graf von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zentralinstituts kassenärztliche Versorgung (Zi), bezeichnete die Kodifizierung von delegierbaren Kompetenzen als „entscheidenden Punkt“. Zugleich müsse aber Flexibilität gewahrt bleiben, um sich Möglichkeiten zur Anpassung an den individuellen Bedarf offen zu halten.

Mit Blick auf Physician Assistants plädierten auch Katharina Larisch, Professorin für Physician Assistance an der CBS University of Applied Sciences, und Daria Hunfeld, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants (DGPA), für Standardisierungen bei der Ausbildung, berufsrechtliche Regelungen sowie klare Festlegungen zum Tätigkeitsrahmen.

Hunfeld forderte ein entsprechendes Berufsgesetz. Gemeinsam mit der Bundesärztekammer (BÄK) habe die DGPA jüngst ein umfassendes Positionspapier zu zentralen Aspekten wie verbindlichen Studieninhalten, der Einbindung in ärztliche Fortbildungen und möglichen Masterstudiengängen vorgelegt. Alle Beteiligten sollten in einen konstruktiven Dialog zur berufsrechtlichen Fixierung treten.

Zwingend angegangen werden muss nach Einschätzung von Ferdinand M. Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt am Main, das „Dogma der Honorierung“ über eine persönliche Leistungserbringung der Ärzte. Wolle man künftig mehr über die Qualität der bundesweiten Versorgung reden, müsse die Vergütungsfrage von delegierten Leistungen gelöst werden. Auch von Maydell betonte, man müsse „an die Vergütung ran.“

aha

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung