Ärzteschaft

KVWL zieht positive Zwischenbilanz bei Projekt zu Physician Assistants

  • Mittwoch, 18. September 2024
/picture alliance, TASS, Mikhail Japaridze
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Berlin – Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) zieht eine positive Zwischenbilanz ihres Modellprojekts „Physician Assistants in der ambulanten Versorgung“. Die studierten Arztassistentinnen und -assistenten träfen auf große Akzeptanz und würden zu einer spürbaren Entlastung im Praxisalltag führen.

Das erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitze der KVWL, Volker Schrage, heute beim Kongress des Zentralinstituts kassenärztliche Versorgung (Zi). Das Kooperationsprojekt mit der privaten Hochschule EU FH und der Deutschen Gesellschaft Physician Assistant (DGPA) läuft bereits seit April 2023 in zehn ausgewählten Praxen.

Die Integration der Physician Assistants (PA) in die Praxisarbeit werde dabei durch ein Praxisorganisations­team eng begleitet und durch das Zi evaluiert. Ausgangspunkt sei die Analyse gewesen, dass PA bisher fast aus­schließlich im stationären Bereich zum Einsatz gekommen seien.

„Diese neue Berufsgruppe im Soziotop Praxis unterzubringen, ist schwierig und schon oft gescheitert“, räumte Schrage ein. Im laufenden Projekt sei der Einsatz jedoch lediglich in einem Fall abgebrochen worden, weil die Zusammenarbeit mit den Medizinischen Fachangestellten (MFA) nicht funktioniert habe.

Insgesamt stünden dem bisher sehr positive Rückmeldungen gegenüber. So sei die Akzeptanz unter den Pa­tien­ten groß. „Sie fühlen sich angenommen, die Terminwartezeiten sinken“, sagte Schrage. Die PA im Projekt würden bis zu 30 Prozent der Patientenkontakte übernehmen, eine erste Verbesserung der Patientenversor­gung sei bereits erkennbar.

Auch die Ärztinnen und Ärzte sowie die weiteren Mitarbeitenden in den Praxen würden die neuen Fachkräfte überwiegend positiv aufnehmen. Vor allem für die Ärzte würden die PA eine spürbare Entlastung bringen, in­dem sie ihnen Routineaufgaben abnehmen und dadurch mehr zeitliche Kapazitäten für die Behandlung frei­machten.

So würden die eingesetzten PAs bereits eine lange Reihe von Aufgaben selbstständig durchführen, darunter Infektsprechstunden, Hausbesuche, Wundversorgung, Hyposensibilisierungen, Impfungen, Langzeit-EKG, vor­bereitende Sonographien, Aufklärungsgespräche oder aber die Sichtung von Laborbefunden.

In einer der teilnehmenden Hausarztpraxen übernehme eine PA beispielsweise die Akutsprechstunde und könne einfache Fälle bereits in Delegation behandeln. Dabei habe der Arzt allerdings weiterhin die letzte Verantwortung für den Behandlungsprozess, auch wenn er nicht die gesamte Behandlung selbst durchführt, betonte Schrage. Ist ein Patient schwer erkrankt, schalte die PA den Arzt sofort ein.

In einer orthopädischen Praxis wiederum habe ein PA durch die Übernahme von Delegationsleistungen dazu beitragen können, die Terminkapazitäten nachhaltig zu erhöhen. Patienten hätten dadurch im Schnitt zwei Monate früher Termine erhalten können.

Aufseiten der MFA würden die PA nicht nur als Entlastung wahrgenommen, sondern auch als Chance für das eigene Berufsleben. Das PA-Studium, das auch berufsbegleitend durchgeführt werden könne, sei eine neue Karriereoption für MFA mit der Chance zur Übernahme von mehr Verantwortung und attraktiveren Arbeitsbe­dingungen. „Das Ganze ist eine Aufstiegschance auch für die MFA“, unterstrich Schrage. „Dieses Dead End MFA ist damit ein bisschen zur Seite geschoben.“

Die KVWL stehe hinter dem Konzept PA und setze sich für einen stärkeren Einsatz in der ambulanten Versor­gung ein, betonte er. Sie diskutiere das Thema deshalb auch mit dem Bundesgesundheitsministerium, mit dem KVWL-Vertreter in letzter Zeit mehrere Termine zum Thema wahrgenommen hätten.

lau

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